Eine Frage des Niveaus

von Redaktion

Demonstration vor dem Funkhaus gegen Programmreform des BR – Sender spricht von „Kulturoffensive“

VON SIMON SACHSEDER UND RUDOLF OGIERMANN

Rund 200 Menschen haben am Montag vor dem Hochhaus des Bayerischen Rundfunks (BR) in München gegen eine geplante Programmreform des Senders im Kulturbereich des Hörfunks demonstriert. Die Initiatoren werfen der öffentlich-rechtlichen Anstalt vor, dass mit der Reform im kommenden Jahr „mehrere Stunden eigenständiges Kulturprogramm“ verschwinden sollen. So steht es in einem offenen Brief der Initiative „Störsender“ an den BR, unterschrieben unter anderem von Konstantin Wecker, Michael Mittermeier und Doris Dörrie. Auch aus den Oppositionsfraktionen im Maximilianeum kam zuletzt Kritik an dem Reformvorhaben.

Schwere Vorwürfe an die Senderspitze richtet ferner der Landesverein für Heimatpflege. Wenn aus Sparzwang Kultursendungen gestrichen würden, laufe der Sender Gefahr, „ein beliebiges Allerweltsprogramm zu produzieren und seine außergewöhnliche Qualität einzubüßen“, so der Vereinsvorsitzende Olaf Heinrich mit Blick auf Pläne, die Radioformate „Kulturwelt“ am Vormittag und die samstägliche Büchersendung „Diwan“ einzustellen und ihre Inhalte in anderen Formaten aufgehen zu lassen. Bei einer solchen Reform stelle sich letztlich „die Niveaufrage“.

Der BR spricht selbst von einer geplanten „Kulturoffensive“ und will so mehr Menschen in Bayern mit Kulturinhalten erreichen. Intendantin Katja Wildermuth stellte sich gegen „vermeintliche Kürzungen“ und forderte „einen klaren Blick auf die Fakten“. So sollen Kulturinhalte unter anderem auf eine neue werktägliche Sendestrecke von 14 bis 16 Uhr verlegt werden – und damit nach Angaben des Senders bis zu siebenmal mehr Hörerinnen und Hörer erreichen. Darüber hinaus willl der BR Kulturbeiträge künftig „verlässlich bereits ab 6 Uhr zur Hauptsendezeit“ ins Programm Bayern 2 nehmen, „immer zu festen Zeiten“.

Ziel der Programmreform sei es, „die Kulturinhalte von wenig genutzten Randplätzen und dem Wochenende in die Kernzeit des Hörfunks zu heben“, hieß es in einem Statement von vergangener Woche. Die Kulturberichterstattung soll sich laut Sender künftig außerdem noch mehr als bisher auf den Freistaat konzentrieren. So sei zum Beispiel „noch vor Weihnachten ein neues Literaturformat mit Publikumsbeteiligung angedacht, in dem Bayerns Lieblingsbücher von Hörerinnen und Hörern rezensiert werden“. Darüber hinaus plane man eine neue Veranstaltungsreihe mit prominent besetzten Lesungen, die ab Oktober auf Tour durch die bayerischen Regionen geht – und, so der Münchner Sender, „Kultur vor Ort erlebbar macht“.

Im Oktober sollen Details der Programmreform in einer erweiterten Sitzung des Programmausschusses den Aufsichtsgremien des BR vorgestellt werden.

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