Aus dem Innenleben einer Band

von Redaktion

Arte zeigt Dokumentation zum 50. Geburtstag des legendären Panikorchesters

VON CHRISTIANE BOSCH

Wer „Panikorchester“ hört, denkt in aller Regel sofort an Udo Lindenberg. Die Mitglieder dieser bunten Familie stehen deshalb meist im Schatten des 77-Jährigen. Das will eine Arte-Doku im Jahr des 50. Bandjubiläums ändern. „Udo Lindenberg & das Panikorchester – 50 Jahre Rock ‘n’ Roll in der bunten Republik“, zu sehen heute um 21.45 Uhr, schaut dabei nicht nur auf die fünf Jahrzehnte der Band. Es geht auch darum, was hinter den Kulissen los war.

Natürlich ist das Panikorchester ohne Udo Lindenberg kein Panikorchester. Deshalb ist dies selbstverständlich auch ein Film, der sich um Udo dreht. Aber er zeigt auch die Blicke der anderen auf ihn. Die Mitglieder der Panikfamilie dürfen sich erinnern und ihren Frontmann und die gemeinsame Geschichte würdigen. Und nicht nur sie. Zu Wort kommen beipielsweise auch Otto Waalkes, Jan Delay, Adel Tawil, Peter Maffay und Axel Prahl – Menschen, die Lindenberg und seiner Band menschlich und musikalisch verbunden sind.

Die im Auftrag des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) produzierte Doku lässt auch Platz, um Lindenbergs klare politische Einstellungen hervorzuheben – der Musiker hat sich früh gegen Homophobie, Rechtsradikalismus und Krieg stark gemacht. Das hat er auch immer öffentlich vertreten – auch bei Auftritten in der damaligen DDR.

Natürlich dreht sich die Doku von Hannes Rossacher und Frank Bartsch auch um Zwischenmenschliches. In den 50 Jahren haben etliche Musiker aus verschiedensten Gründen die Band verlassen – manchen war es musikalisch zu wild oder zu abgedreht, anderen zu feucht-fröhlich. Auch Gründungsmitglieder kehrten dem Panikorchester zwischenzeitlich den Rücken – Steffi Stephan, Udos bester Freund, ist einer von ihnen. Das führte zu noch mehr Alkoholexzessen, Konzerte fielen aus, die Hallen wurden kleiner – die Stammbesetzung des Panikorchesters fiel kurz vor dem Fall der Mauer auseinander.

Wie sich das Panikorchester am Ende wieder formiert und nicht nur zu alter, sondern auch zu neuer Stärke gefunden hat, zeichnet die Arte-Doku kurzweilig und mit vielen alten und neuen Bildern nach. Wer Lindenberg bis dahin nicht näher kannte oder mochte, der wird hinterher auf jeden Fall schlauer und vielleicht sogar beeindruckt sein – von der mutigen Selbstverständlichkeit, mit der Lindenberg und sein Panikorchester Musik und gesellschaftliches Engagement auf die Bühnen gebracht haben und noch immer bringen.

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