Leslie Malton, Gaby Dohm, Edgar Selge, Michaela May, Matthias Brandt und Verena Altenberger – die Liste der Schauspieler, die im BR-„Polizeiruf 110“ als Ermittler auftraten, ist lang und gut. Am Sonntag feiert die nächste Top-Schauspielerin im Ersten Premiere: Johanna Wokalek ist die Neue auf dem Münchner Revier. An ihrer Seite: Stephan Zinner, der schon mit Verena Altenberger auf Verbrecherjagd ging. Wir sprachen mit der 48-Jährigen, die in Freiburg geboren wurde und mit ihrer Familie in Paris lebt, über ihren ersten Einsatz.
Als der BR die Mitteilung verschickte, dass Sie neue „Polizeiruf“-Kommissarin werden, da meinten Sie: „Und in der Isar war ich auch noch nie schwimmen. Zeit wird’s!“ Haben Sie das mittlerweile gemacht?
Leider immer noch nicht (Lacht.). Dabei haben wir inzwischen schon den zweiten „Polizeiruf“ gedreht, und Golo Euler, der mitspielt, hat immer gesagt: „Ich geh morgen wieder, jetzt komm halt mit.“ Aber ich hab mich noch nicht getraut. Und es ist ja irgendwie auch ganz schön, dass das noch offen ist.
Es bedeutet vor allem, dass Sie mindestens noch einen dritten „Polizeiruf“-Dreh brauchen, um das Projekt Isar anzugehen.
Ja genau, das Thema ist noch nicht abgehakt.
Ich frage auch deshalb, weil man die Hauptrolle in einem Sonntagskrimi eigentlich nicht nach sechs Folgen wieder abgibt wie Ihre Vorgängerin Verena Altenberger, sondern sie über einen längeren Zeitraum spielt. Stellen Sie sich darauf ein?
Der BR und ich teilen die Lust auf diese Zusammenarbeit und die Neugierde aufeinander. Das ist eine schöne Voraussetzung dafür, alles lebendig zu halten. Solange das so bleibt, machen wir das. Wenn es anfängt, eine Gewohnheit zu werden, ein Job, ist es nicht mehr interessant.
Sind Sie glücklich mit Ihrem ersten „Polizeiruf“?
Ja, ich bin sehr glücklich mit dem Krimi „Little Boxes“. Ich finde ihn sehr eigenwillig, ungewöhnlich und auch mutig und lustvoll im Umgang mit den Themen. Die Themen, um die es geht, sind auf den ersten Blick schwer mit „lustvoll“ zusammenzubringen: Rassismus, Diskriminierung, aber verhandelt wird auch das Gendern, die Wokeness, all das. Wir sind ja tagtäglich mit diesen Diskussionen konfrontiert, sie beschäftigen uns alle im Moment. Und wir versuchen mit dem Film, in diese Debatte Luft reinzulassen und sie mit Humor zu nehmen. Durchaus auch in der Hoffnung, dass die Menschen dadurch geöffnet werden. Im Moment hat sich so viel verfestigt. Aber alles, was zu ideologisch und dogmatisch ist, lässt kein Gespräch mehr zu.
Die Cris Blohm, Ihre Kommissarin, hat auch einen guten Humor…
Find ich auch. Ich wollte eine Figur haben, die erst mal nicht belastet ist. Also keine, die eine Tabletten- oder Alkoholsucht oder wahnsinnige psychische Probleme im Gepäck hat. Ich wollte eine, die freiheitsliebend ist und ungebunden – zu was auch immer das führt. Eine selbstbewusste, lässige, intelligente, lebensfrohe Frauenfigur. Sie tanzt auch manchmal. Und das sehr zauberhaft. Ja, mir gefällt das. Sie hält die Balance zwischen der Ernsthaftigkeit und den leichten Momenten. Und ich wünsche mir, dass das so bleibt.
Interview: Stefanie Thyssen.