Verstehen Sie unsere Kinder?

von Redaktion

Die Wahl zum „Jugendwort des Jahres“ geht in die heiße Phase – Das sind die zehn Kandidaten

VON STEFANIE THYSSEN

Haben Sie Kinder? Falls nicht – haben Sie mal zugehört, wie Jugendliche in der U-Bahn miteinander reden? Da fallen Wörter, die – würde die (fast 50-jährige) Autorin dieser Zeilen jedenfalls wetten – Sie zum ersten Mal in Ihrem Leben hören. Zumindest sind es Begriffe, die Sie als Erwachsene wohl selbst nie verwenden würden. Jugendsprache eben. Leicht befremdlich für manch „Alte“, identitätsstiftend – und völlig normal – für den Nachwuchs.

2008 gab der Langenscheidt Verlag dem Thema eine besondere Bedeutung, indem er das „Jugendwort des Jahres“ erstmals ausrief. Damals fiel die Wahl auf die wenig charmante „Gammelfleischparty“, die nichts anderes bedeutete als „Ü-30-Party“. Zu großer Popularität verhalf der „Jugendwort“-Sause dann ausgerechnet die ehrwürdige „Tagesschau“, genauer gesagt Sprecherin Susanne Daubner. 2021 trug die 62-Jährige erstmals die zur Wahl stehenden Begriffe vor und kam dabei so lässig und charmant rüber, dass sie seitdem fest auf diesen Job abonniert ist – und dafür von Jugendlichen regelrecht gefeiert wird.

Es sei ein heißer Tag im August 2021 gewesen, als die Kollegen von der Social-Media-Redaktion der ARD die Idee hatten, die Jugendwörter von jemandem aus der „Tagesschau“ für ein Video einsprechen zu lassen. „Seriös eben“, lachte Daubner kürzlich im Interview mit dem NDR-Magazin „DAS!“ Also setzte sie sich ins Studio, sprach die Wörter klar und deutlich aus – und wurde zum Online-Hit. Allein 20 000 neue Abonnenten für die ARD bei Tiktok habe es gegeben, 45 000 Kommentare hätten unter dem Beitrag gestanden, erzählte sie. „Das muss man sich mal vorstellen“, so Daubner. „Das ist großartig! Für mich besonders, weil es zeigt, dass sich Jugendliche mit Sprache auseinandersetzen.“

Bleibt die Frage: Wie sieht es heuer aus? Zehn Begriffe wurden vom Langenscheidt Verlag aus zahlreichen Vorschlägen ausgewählt. Abstimmen kann jeder auf jugendwort.de, für die Auswertung relevant sind jedoch nur die Stimmen der Teilnehmer zwischen zehn und 20 Jahren. Heute endet die erste Phase des Votings, kurz darauf werden die Top 3 bekannt gegeben und die Wahl geht in die finale Runde. Hier sind die zehn Kandidaten:

„Auf Lock“ ist die Abkürzung von „auf locker“, man geht die Dinge des Lebens demnach entspannt an.

„Darf er so“ ist Ausdruck der Verwunderung und Abkürzung von „Darf er das einfach so sagen?“ Es wird vor allem genutzt, wenn etwas Provokantes gesagt oder getan wurde.

„Digga(h)“ wird als Anrede für einen Kumpel oder Kollegen verwendet.

„Goofy“ ist ein Adjektiv und bedeutet komisch, tollpatschig.

„Kerl*in“ ist ebenso Anrede für einen Freund, wird aber meist nur in der maskulinen Form genutzt.

„NPC“ ist die Abkürzung für „Non-Playable-Character“, abwertend gemeint und wird genutzt, um klarzustellen, dass jemand unwichtig ist.

„Rizz“ bezeichnet jemanden, der gut flirten kann.

„Side Eye“ heißt auf Deutsch Seitenblick und drückt Verachtung aus.

„Slay“ dagegen ist ein Ausdruck der Zustimmung oder Bewunderung.

„Yolo“ steht für „You only live once” (du lebst nur einmal) und gilt als Aufforderung, Chancen zu nutzen und Risiken einzugehen.

Die Bekanntgabe des Siegers erfolgt im Oktober auf der Buchmesse in Frankfurt.

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