Aus dem Münster-„Tatort“ kennen sie Millionen – Christine Urspruch glänzt seit 2002 als Assistentin des arroganten Pathologen Professor Boerne (Jan Josef Liefers), der ihr den Spitznamen Alberich verpasst hat, nach dem berühmten Zwerg aus dem Nibelungenlied. Jetzt wird die 1,32 Meter große Schauspielerin zur Heldin einer neuen Filmreihe, in der ihre Körpergröße kaum ein Thema ist. In „Einspruch, Schatz“ spielt die 52-Jährige eine Anwältin, die sich in einen Witwer mit drei Kindern verliebt.
Millionen lieben Sie als Silke Haller im kultigen Münster-„Tatort“. Macht’’s noch Spaß‘?
Ich liebe es, die „Alberich“-Rolle zu spielen! Im Herbst drehen wir eine neue Folge, und ich freue mich jedes Mal, dass es weitergeht. Es ist immer wie ein Klassentreffen, wenn man sich nach Wochen oder Monaten wiedersieht.
Was hat Sie gereizt, nun in die Rolle einer Anwältin zu schlüpfen?
Es war für mich schön, Eva Schatz zu verkörpern. Da kann ich eine Anwältin spielen, die in spannende Fälle mit ihren Mandanten involviert ist. Aber auch Evas Privatleben spielt eine sehr große Rolle. Sie hat eine Affäre, sie verliebt sich, hat mit Anfang 50 plötzlich wieder Schmetterlinge im Bauch, und das hat mir großen Spaß gemacht. Denn es ist ja im Grunde so im deutschen Fernsehen, dass die meisten Frauenrollen für Figuren zwischen 20 und 30 geschrieben werden, und dann wird es schon weniger. Mit 40 wird es oft eine Problemfrau, und ab 50 werden die Frauen im Fernsehen unsichtbar.
Hatten Sie Bammel vor den Bettszenen? Immerhin leben Eva und ihr Partner ihre Liebe ausgiebig aus…
Eine romantische Geschichte zu erzählen, in der es auch sehr leidenschaftlich zugeht, hat mich sehr gereizt. Bammel hatte ich nicht, weil ich einen guten Austausch mit dem Regisseur und dem Kameramann hatte, wir waren uns einig, dass es bei aller Leidenschaft immer diskret bleiben sollte und wir zum Beispiel keinen nackten Busen zeigen. Ich konnte immer mitreden und wurde immer gefragt, ob das gefilmte Material okay für mich ist.
Hat Ihre Präsenz als Kleinwüchsige im „Tatort“ dazu beigetragen, die Gesellschaft toleranter zu machen?
Das glaube ich schon. Die Rolle trägt tatsächlich sehr viel zur Selbstverständlichkeit von kleinen Frauen bei, das wurde mir schon mitgeteilt.
Das Gespräch führte Cornelia Wystrichowski.