Amor hat nicht mehr alle Pfeile im Köcher. Der Typ geht gar nicht, sieht man doch. Und es war eigentlich völlig vorhersehbar, dass diese Beziehung im tränenreichen Drama enden muss. Muss? Mit „Choose Love“ ist erstmals eine Liebeskomödie bei Netflix zu sehen, in der der Zuschauer mittels Fernbedienung gebeten wird, über den Fortgang der Geschichte zu entscheiden.
Im Mittelpunkt steht Tontechnikerin Cami, gespielt von Laura Marano. Die junge Frau führt ein gutes Leben. Sie ist seit drei Jahren mit dem netten, verantwortungsvollen Scheidungsanwalt Paul (Scott Michael Foster) liiert. Man ist ein eingespieltes Team, beendet gegenseitig Sätze und verlässt Spieleabende stets als Siegerpärchen. Alles scheint perfekt, doch hat Cami das Gefühl, dass ihr etwas fehlt. Sie lässt sich die Tarotkarten legen und erfährt, dass es demnächst in Herzensangelegenheiten etwas turbulenter zugehen wird. Tatsächlich: Während Paul die Verlobung plant, trifft Cami ihre erste große Liebe wieder, den charismatischen Weltverbesserer Jack (Jordi Webber). Und da sind sie wieder, die Schmetterlinge im Bauch! Damit nicht genug, plötzlich taucht auch noch der gut aussehende Musiker Rex (Avan Jogia) auf und bringt Camis Gefühlswelt durcheinander.
Jetzt ist das Publikum gefragt, Cami durch das Chaos zu helfen und kleine, aber auch große Entscheidungen für sie zu treffen. Mehr als zehn Mal fragt Cami den Zuschauer um Rat, durchbricht dafür häufig die „vierte Wand“ und spricht direkt zum Publikum. Die Wahlmöglichkeiten reichen von „küssen“ oder „nicht küssen“ bis hin zu Antworten auf die ganz großen Fragen wie: Auszeit von Paul, als Sängerin mit Rex nach Las Vegas, zur Demo mit Jack? Manche Entscheidung des Publikums führt – einem Umweg gleich – wieder zurück zur Gesamthandlung. Insgesamt sind sieben unterschiedliche Finale möglich. Schön dabei: Man kann seine Wahl jederzeit korrigieren, muss also nicht jedes Mal zurück und den Film von vorn beginnen. Darin liegt die Faszination: Schicksal zu spielen und zugleich die Möglichkeit zu haben, die Entscheidung zu revidieren.
Die Geschichte selbst ist nicht sonderlich tiefsinnig und die Figuren wirken recht eindimensional. Erkennbar ist aber das Potenzial solcher Formate. Unterhaltung auf einem neuen Weg.