Auf der Suche nach dem Glück

von Redaktion

Das ZDF hat nach dem Aus für die Serie einen klasse Spielfilm aus „Merz gegen Merz“ gemacht

VON KATHARINA ZECKAU

Letztlich läuft es doch immer auf die Frage hinaus: „Was macht einen happy?“ Es gibt Leute, bei denen stellt sich ein Gefühl von Glück ein, wenn sie zu nächtlicher Stunde an einem „Modular Extruder“ herumschrauben können. Andere träumen von der einen großen Liebe. Und wieder andere sind froh über alles, was sie vom eigenen Altern ablenkt – ein jüngerer Liebhaber zum Beispiel. Die Komödie „Merz gegen Merz – Hochzeiten“, die das ZDF am Donnerstag um 20.15 Uhr ausstrahlt, erzählt von der Glückssuche unterschiedlicher Menschen.

Die sind allesamt Mitglieder der Familie Merz, bekannt aus der gleichnamigen ZDF-Comedyserie. Mit der dritten Staffel lief diese 2021 aus, nun wird erfreulicherweise noch ein äußerst gelungener Spielfilm nachgeschoben. Wunderbar, wie lustig, frisch und wahrhaftig öffentlich-rechtliches Fernsehen sein kann!

Hier stimmt einfach das gesamte Personal, jenseits wie diesseits der Kamera. Es ist dasselbe, dessen komödi-antisches Zusammenwirken sich schon in der Vergangenheit bewährt hat. Das Buch schrieb erneut Ralf Husmann, Regie führte Felix Stienz, und auch sämtliche Schauspieler sind wieder mit an Bord – Annette Frier und Christoph Maria Herbst als Anne und Erik Merz, das geschiedene Paar im Zentrum der Story. Dazu Philip Noah Schwarz als deren mittlerweile erwachsen gewordener Sohn Leon, Claudia Rieschel und Michael Wittenborn als Annes Eltern Maria und Ludwig. Und Carmen-Maja Antoni sowie Bernd Stegemann als Renate und Günter, Eriks hemdsärmelige Eltern.

Ging es zu Beginn der Serie vor allem um Trennung und Scheidung, sollen nun gleich zwei Hochzeiten auf einmal gefeiert werden: Renate und Günter wollen ihr goldenes Ehejubiläum vorziehen, um gemeinsam mit Enkelsohn samt Freundin Soraya den Bund fürs Leben zu feiern. Denn die jungen Leute, vor allem Leon, scheinen mit der Hochzeitsplanung überfordert zu sein. Dass etwas ganz anderes hinter seiner Zaghaftigkeit steckt, bekommt in seiner Familie lange niemand mit – zu sehr sind alle, insbesondere seine Eltern, mit sich selbst beschäftigt. Opa Ludwig, der hätte es wohl verstanden: Aber der ist dement.

Schöne, tragikomische Szenen sind das, in denen Großvater und Enkel aneinander vorbeireden. Überhaupt deckt die Komödie eine breite Gefühlspalette ab, von komisch über melancholisch zu anrührend. Basis dieser Emotionen sind die liebevoll, detailreich und mit viel Sinn fürs menschlich Absurde gezeich-neten und gespielten Figuren.

Da ist der in Sachen Gefühle superverklemmte Erik, der vor allem mit „Doppel-Schnecken“ und „Modular Extrudern“, sprich seinem Job, beschäftigt ist. Und den es trotzdem – oder gerade deshalb – enorm fuchst, dass seine Ex-Frau mit einem Lover auftaucht, der ihr Sohn sein könnte. Da ist besagte Anne, die panische Angst vor dem Älterwerden hat und hin- und hergerissen ist zwischen Begeisterung und Genervtheit ob ihres jungen Geliebten.

Da ist Maria, der es an Selbstbewusstsein mangelt und die angesichts des zu platzen drohenden Fests rhetorisch und organisatorisch über sich selbst hinauswächst. Da ist der im Heim lebende Ludwig, der unter seiner Einsamkeit leidet und gerne bekanntes Liedgut auf derb-obszöne Weise umdichtet. Und da sind Renate und Günter, deren Ehe nach 48 Jahren in eine ernste Krise gerät.

All das hat Husmann zu einem gut funktionierenden, äußerst effizienten Drehbuch mit schnellen und enorm witzigen Dialogen verdichtet. Stienz inszeniert das Ganze auf den Punkt hin, mit sicherem Gespür für Pointe und Rhythmus. Und die mit All-Time-Hits gespickte Musikspur, die von der Münchner Freiheit bis Nancy Sinatra reicht, erzählt das Geschehen stimmig mit. Ein ganz wunderbarer, nicht zuletzt wunderbar vergnüglicher Film über Midlife-Crisis, Wechseljahre, verfehlte Kommunikation und den ewigen zwischenmenschlichen Wettbewerb um das glücklichere Leben.

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