Nach 26 Jahren endet eine Ära: Zum letzten Mal läuft „Leute heute“ im ZDF. Wie berichtet, stellt der Sender das People-Magazin ein – zum großen Bedauern nicht nur von vielen Zuschauern, sondern auch von Nina Ruge, wie sie im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt. Die 67-Jährige moderierte die Geschichten aus der Welt der Reichen und Schönen ab der ersten Ausgabe 1997 zehn Jahre lang.
Mit welchem Gefühl haben Sie die Entscheidung vernommen, dass das ZDF „Leute heute“ einstellt?
Mit einem megagroßen Fragezeichen: Warum? Die Sendung ist so erfolgreich und gehört für viele Menschen zum Tagesablauf. Dass die Sendung nun sozusagen aus dem vollen Galopp in den Abgrund stürzt, ist ein Verlust.
Hat Sie das Aus überrascht?
Ja, ich war erstaunt und natürlich auch unglücklich. Ich dachte: Hey, was wird aus meinem Team!
Sie sagen immer noch „mein Team“?
Ich bin seit 2007 nicht mehr dabei, also bin ich längst nicht mehr im Tagesgeschehen, doch ich fühle mich immer noch verbunden. Wir waren die „,Leute-heute‘“-Familie“, und ich habe bis heute sporadisch Kontakt zu den Kollegen, erfahre, wenn ein Baby geboren wird, wenn jemand heiratet oder sich trennt.
Der Grund für das Aus ist der Sparzwang beziehungsweise der Wunsch des ZDF, das Geld woanders einzusetzen. Vornehmlich in Programm für Jüngere.
Na ja, sparen könnte man vielleicht auch in der Verwaltung, oder? Es muss nicht unbedingt das Programm sein. Immerhin war und ist „Leute heute“ ein Erfolgsformat. Doch es steht mir nicht zu, das zu kritisieren. Die Wege der Chefetagen sind manchmal unergründlich. Klar, die Entscheidung ist unumstößlich, man muss sie hinnehmen – mit einer großen Träne im Knopfloch.
Macht ein People-Magazin fürs TV noch Sinn in Zeiten, in denen jeder, der halbwegs bekannt ist, seine Inhalte über einen eigenen Instagramkanal verschickt?
Auf jeden Fall! Man muss wissen: „Leute heute“ gehört zur „heute“-Redaktion, das heißt, auch der People-Journalismus wird geleitet von einem gewissen journalistischen Anspruch. Werbliche, schön gefärbte Storys im Netz werden gefiltert und auch mal kritisch betrachtet. Außerdem: das eine tun, das andere nicht lassen. Natürlich ist Social Media eine enorme Konkurrenz. Und ein People-Magazin wie „Leute heute“ steht genauso wie das lineare Fernsehen im Ganzen auf dem Prüfstand. Noch kann aber beides parallel existieren, beides findet Millionen Fans.
Sie haben die Sendung bis 2007 moderiert, Ihr „Alles wird gut“ ist bis heute ein geflügeltes Wort. Darauf werden Sie noch angesprochen, oder?
Ja! Häufig fällt den Menschen mein Name nicht mehr ein. Aber das „Alles wird gut“ kennen noch viele. Und das Schöne: Alle lächeln dabei, wenn sie es aussprechen. Große Freude für mich! Allerdings habe ich meine drei Worte erweitert: Während der Covid-Zeit schrieb mich ein sympathischer Zuschauer an, um mir zu sagen, dass ihn mein „Alles wird gut“ wunderbar durch die dunklen Lockdowns getragen hätte. „Aber“, schrieb er dann, „meinen Sie nicht, dass wir – er sagte wirklich „wir“ – noch vier Wörter hinzufügen sollten?“
Welche meinte er?
„Aber nicht von alleine“. Ich fand, er hat recht! Und seitdem sage ich immer, wenn es denn passt: „Alles wird gut – aber nicht von alleine.“
Sie haben nach zehn Jahren mit „Leute heute“ aufgehört. Warum?
Weil ich ein Mensch bin, der immer neue Herausforderungen sucht. Ich wollte außerdem mehr Zeit mit meinem Mann verbringen und hatte das Gefühl, dass es nach 20 Jahren täglicher Sendungen – ich hatte vorher das „heute-journal“ co-moderiert und „heute Nacht“ aufgebaut – auch mal gut tut, nicht mehr jeden Tag auf dem Schirm zu sein.
Ist Ihnen der Abschied leichtgefallen?
Ich habe ein Jahr gebraucht, bis ich mich zu der Entscheidung durchgerungen hatte. Noch Monate später ging mein Puls gegen 17 Uhr in die Höhe (Lacht.) Diese Anspannung lässt man nicht los.
Puls ist ein gutes Stichwort. Sie sind heute viel in Sachen Gesundheit unterwegs, haben einen tollen Podcast, besuchen Tagungen. Da wäre eine TV-Sendung zu dem Thema doch nicht schlecht, oder?
Eine Sendung zum Thema „Gesundes, langes Leben“ mit einer Moderatorin über 60 – das wär doch mal was! Aber nein: Alles ist gut so, wie es ist.
Das Gespräch führte Stefanie Thyssen.