Fesselndes Finale

von Redaktion

„TATORT“-KRITIK Im letzten Fall für Heike Makatsch machen der Regisseur und seine Crew so ziemlich alles richtig

VON MAYLS MAJURANI

Es ist erst ihr fünfter Fall – und schon der letzte für „Tatort“-Kommissarin Ellen Berlinger, gespielt von Heike Makatsch. Bekanntlich hat der Südwestrundfunk (SWR) den Mainzer „Tatort“ aus Kostengründen eingestellt und will sich künftig auf die Ermittlerteams in Stuttgart, Ludwigshafen und im Schwarzwald konzentrieren. Immerhin gelingt mit „Aus dem Dunkel“ ein fesselndes Finale. Drehbuch, Schauspiel, Kamera, Schnitt und Musik – Regisseur Jochen Alexander Freydank und seine Crew machen so ziemlich alles richtig. Eine Frau springt vom Balkon ihrer Wohnung in den Tod. Selbstmord, meint Ermittlerin Berlinger. Doch Hauptkommissar Thomas Engels von der Schutzpolizei (Andreas Döhler) berichtet von einem Stalker, der Amira Hassan dazu getrieben habe, sich das Leben zu nehmen. Kein Einzelfall, mutmaßt er. Und tatsächlich wendet sich eine weitere Frau, die sich verfolgt und bedroht fühlt, an die Dienststelle – Julia Ritter (Susanne Wuest).

Was nun beginnt, ist ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen Ritter und dem anonymen Stalker, dazwischen die Polizisten, die versuchen, das Opfer zu schützen und den Täter zu enttarnen. Drehbuchautor Jürgen Werner schuf ein komplexes Gewebe aus Handlungssträngen und Figuren, deren Wege sich kreuzen. Und Regisseur Freydank, der 2010 für seinen Kurzfilm „Spielzeugland“ einen Oscar gewann, setzt diesen Stoff hervorragend um. Vor allem in den nächtlichen Szenen gelingt es ihm, eine düstere Atmo-sphäre zu schaffen, die sich – auch dank des sich nie in den Vordergrund spielenden Soundtracks von Nils Wrasse – durch den ganzen Film zieht. Besonderes Lob verdienen Andreas Döhler und Ludwig Trepte in der Rolle seines Kollegen Lukas Wagner. Gemeinsam füllen sie die Lücke, die Martin Rascher, Berlingers eigentli-cher Partner, hinterlassen hat. Nicht zu vergessen Matthias Lier als Daniel König.

Regisseur Freydank zeigt eindringlich nicht nur durch die Dialoge, sondern auch durch die Bildsprache dieses Films, was ein Stalker mit der Psyche eines Menschen anrichten kann. Zu kurz kommt da höchstens die Bindung, die Polizist Wagner und Julia Ritter zueinander aufbauen. Aber bei so viel ansonsten Gelunge-nem kann man ruhig auch einmal ein Auge zudrücken. Schließlich ist das ein Fernsehkrimi und kein Film von Ethan und Joel Coen. Schade trotzdem, dass das die letzte „Tatort“-Episode aus Mainz war.

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