Wettlauf gegen die Zeit

von Redaktion

Die Dokumentarfilm-Reihe „Charité intensiv“ blickt in den Alltag der Transplantationsmedizin

VON KATJA KRAFT

Bangen. Geben. Warten. Leben. So würde sich ein Mensch, der auf ein Spenderorgan wartet, das wünschen. Doch nicht immer folgt auf das Bangen das Geben von Niere, Leber oder anderen lebenswichtigen Organen. Oft warten Patienten sehr lange – ohne Rettung. Und so erzählt auch die zweite Staffel von „Charité intensiv“ nicht nur Geschichten mit glücklichem Ende. Denn dies ist keine fiktive Krankenhausserie des Vorabendprogramms, dies ist das wahre Leben. In den vier je 30-minütigen Folgen mit den Titeln „Bangen“, „Geben“, „Warten“ und „Leben“, die nun in der ARD-Mediathek abrufbar sind, begleiten die Filmemacher Carl Gierstorfer und Mareike Müller das medizinische Personal in zwei Berliner Kliniken bei ihrem Kampf um das Leben von Patientinnen und Patienten mit Organversagen.

Es ist die Fortsetzung der erfolgreichen dokumentarischen Serie „Charité intensiv: Station 43“, in der sie 2021 einen Einblick in den Alltag einer Intensivstation auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie gegeben hatten. Drei Millionen Abrufe in der ARD-Mediathek und zahlreiche Auszeichnungen – darunter der Grimme- und der Deutsche Fernsehpreis – machen sie zu einem der erfolgreichsten dokumentarischen Werke des deutschen Fernsehens.

Auch Staffel zwei ist keine leichte Kost. Es geht zu Herzen, wenn man Menschen wie die erst 30-jährige Nicole auf dem Krankenbett liegen sieht, ihre Haut ganz gelb vom Leberversagen. Sie und ihre Angehörigen bangen um eine Organspende für Nicole. Denn: „Ohne Leber wird sie das nicht überleben.“

Als Zuschauer wird man mit der Frage konfrontiert, wie man selbst zur Organspende steht; ob man, sollte man noch keine entsprechende Vollmacht gegeben haben, sich nicht doch dazu erklärt, die eigenen Organe im Todesfall einem anderen Menschen zu spenden. „Wir wollten diese komplexe Thematik von Grund auf verstehen“, sagen die beiden Dokumentarfilmer. „Welche Perspektive hat das medizinische Personal? Was erleben Patienten, die mitunter Jahre auf ein Organ warten? Wir wollten dies dokumentieren; nüchtern und in all seiner emotionalen Tiefe, sodass sich Zusehende ein eigenes Bild formen können.“ Das ist ihnen gelungen. Ohne Off-Kommentar, allein durch Beobachtung dieses Ortes, an dem über Leben und Tod entschieden wird.

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