Nach der umstrittenen Aussage zum orthodoxen Judentum des Autors Richard David Precht im ZDF-Podcast „Lanz und Precht“ hat die Redaktion des Formats die entsprechende Passage nun entfernt. „Wir bedauern, dass eine Passage in der aktuellen Ausgabe von ,Lanz & Precht‘ Kritik ausgelöst hat. An einer Stelle wurden komplexe Zusammenhänge verkürzt dargestellt, was missverständlich interpretiert werden konnte. Deshalb haben wir diesen Satz entfernt“, hieß es gestern Nachmittag im aktualisierten Begleittext zur aktuellen Folge des wöchentlichen Podcasts mit ZDF-Moderator Markus Lanz.
Precht, der zudem Dauergast in vielen Fernsehtalkshows ist, sagte in einem nachträglich eingefügten Statement vor der Folge, dass eine Formulierung gefallen sei, die Anstoß erregt und zu Kritik geführt habe. „Das möchten wir natürlich nicht, und das bedauern wir auch sehr, dass das so ist. Zumal es nicht ansatzweise irgendwie so gemeint gewesen ist, wie es aufgefasst wurde.“ Der 58-Jährige kündigte an, in der nächsten Folge über die Debatte um seine Formulierung sprechen zu wollen.
Woran entzündete sich der Streit? In der am vergangenen Freitag veröffentlichten Episode 110 des beliebten Podcasts „Lanz & Precht“ hatte Precht gesagt, ihre Religion verbiete es orthodoxen Juden zu arbeiten. „Ein paar Sachen wie Diamanthandel und ein paar Finanzgeschäfte ausgenommen.“
Die Deutsch-Israelische Gesellschaft zeigte sich empört über diese Aussage. „Mazal tov, die Herren Precht & Lanz, ein ganz neuer Tiefpunkt!“, schrieb die Einrichtung, in der sich nach eigenen Angaben die „Freunde Israels in überparteilicher Zusammenarbeit zusammenfinden“ auf der Plattform X (früher Twitter). Precht empöre mit antisemitischen Aussagen.
Der Vorstand der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD) nannte die Äußerungen im Podcast einen „Schlag ins Gesicht der jüdischen Gemeinde in Deutschland“. Angesichts solcher Stereotype bei der „geistigen Elite“ Deutschlands müsse man sich „über Antisemitismus und Vorbehalte, gar Hass“ gegenüber Juden und dem Staat Israel „nicht wundern“, erklärten die Rabbiner Avichai Apel (Frankfurt), Zsolt Balla (Leipzig) und Yehuda Pushkin (Stuttgart) vom Vorstand der Orthodoxen Rabbinerkonferenz, die seit Kurzem ihren Sitz in München hat. „Wir haben genug von solchen vermeintlichen Missverständnissen, die nichts zum besseren Verständnis über jüdisches Leben beitragen, sondern Vorurteile und Stereotype nur weiter befeuern.“ Derartiges in einer Zeit zu hören, in der die jüdische Gemeinschaft um die Opfer in Israel trauere und in Sorge „vor gewaltsamen Übergriffen von Antisemiten, Israelhassern und Pro-Hamas-Unterstützern“ lebe, sei „zutiefst verletzend“. In ihrer Stellungnahme kritisierte die Rabbinerkonferenz außerdem, dass Precht damit obendrein eine „Plattform in einem Format des öffentlich-rechtlichen Rundfunks erhält und seine kruden Meinungen vom ZDF-Moderator Markus Lanz auch noch unwidersprochen bleiben und teilweise bestätigt werden“. Das sei „skandalös.“
Bereits am vergangenen Samstag hatte die israelische Botschaft in Deutschland Precht Antisemitismus vorgeworfen. „Schuster bleib bei deinen Leisten: Lieber Richard David Precht, wenn man keine Ahnung vom Judentum hat, sollte man besser nichts darüber sagen, als uralte antisemitische Verschwörungstheorien aufzuwärmen“, teilte sie auf dem Kurznachrichtendienst X mit. Ähnlich äußerte sich die stellvertretende CDU-Vorsitzende und Sprecherin des Jüdischen Forums der CDU, Karin Prien. „Antisemitische Stereotype by Superphilosoph Richard David Precht. Deutschland 2023. Fassungslos.“