Sie gehört zu den Leisen in der deutschen Satirelandschaft – was nicht heißt, dass sich Sarah Bosetti nicht Gehör verschafft. Die gebürtige Aachenerin mit der spitzen Zunge bespielt seit Jahren souverän alle Medien, ist Gast in Sendungen wie „Die Anstalt“ (ZDF) und „Ladies Night“ (ARD), moderiert das Format „Bosetti will reden“ in ZDF Kultur, schreibt Bücher mit Titeln wie „Ich hab nichts gegen Frauen, Du Schlampe“. Nun erhält die 39-Jährige eine Talkshow beim Kulturkanal 3sat: „Bosetti Late Night“. Gemeinsam mit ihren Gästen, der Millionenerbin Marlene Engelhorn, dem Comedian Nikita Miller und der Unternehmerin Tijen Onaran diskutiert sie über Reichtum.
Noch eine Late Night Show – warum sollte man ausgerechnet Ihre anschauen?
Ich habe häufig, wenn ich politische Debatten im Fernsehen verfolge, den Drang, irgendetwas zu brüllen. So etwas wie: Das sind doch alles leere Phrasen, nicht zu fassen, dass ihr damit immer wieder durchkommt. Und ein schönes Unterscheidungsmerkmal unserer Show ist, dass zumindest das Studiopublikum die Möglichkeit hat, dieses Gefühl zu äußern. Es gibt nämlich einen „Bullshit-Button“. Wenn da also jemand sitzt, der aus Sicht der Zuschauerinnen und Zuschauer Unsinn erzählt, dann können die diesen Knopf drücken.
Er oder sie darf dann nicht weiterreden?
Doch. Aber wenn da jetzt etwa Volker Wissing säße und auf die Frage nach einem Tempolimit auf Autobahnen sagen würde: „Das geht nicht, weil wir nicht genügend Schilder haben“, dann würden vermutlich viele Zuschauerinnen und Zuschauer diesen Knopf drücken. Herr Wissing könnte reagieren und vielleicht andere Argumente bringen. Wenn diese Argumente die Leute überzeugen, können sie ihr Urteil auch zurücknehmen.
Als Fernsehzuschauer kann man nicht eingreifen?
Doch! Wir wollen das lineare Fernsehen ein bisschen mit dem Internet verweben, indem wir die Menschen dazu aufrufen, ihre Meinung zum jeweiligen Thema vorab online zu schreiben. Diese Diskussion nehmen wir mit in die Sendung. Und es wird sogar eine Nachbesprechung mit Zuschauerreaktionen geben, in meinem „Format Bosetti will reden“ in der Mediathek und bei Youtube.
Sie wollen „Prominente aus dem aktuellen Diskurs“ einladen. Wen dürfen wir da erwarten?
Es ist durchaus der Plan, dass auch Gäste aus der Politik kommen, aber auch aus der Unterhaltung oder der Wissenschaft.
Gibt es Politiker, die Sie nicht einladen werden? Etwa von der AfD?
Ich wollte das ganze erste Jahr über in jede Sendung Björn Höcke einladen (Lacht). Wir haben viel darüber nachgedacht, mit wem man sprechen möchte und mit wem man sprechen sollte, auch wenn man es nicht möchte. Für mich ist das Ausschlusskriterium, wenn ich das Gefühl habe, er oder sie kann und will nichts Sinnvolles zum Thema sagen.
Interview: Rudolf Ogiermann.