Was war Ihre letzte Sünde?

von Redaktion

Zum Start der BR-Serie „Himmel, Herrgott, Sakrament“ eine Umfrage unter den Beteiligen

VON STEFANIE THYSSEN

Es ist einer der hübschesten bayerischen Flüche und Titel der neuen Serie von Kultregisseur Franz Xaver Bogner: „Himmel, Herrgott, Sakrament“. Heute um 20.15 Uhr laufen die ersten beiden Folgen im BR. Zum Start der Serie, in deren Mittelpunkt ein unkonventioneller Pfarrer steht, haben wir den Machern vier Fragen gestellt und sie um (kurze) Antworten gebeten. Lesen Sie also, was Autor und Regisseur Bogner, die Hauptdarsteller Stephan Zinner und Anne Schäfer sowie Pfarrer Rainer Maria Schießler zu sagen haben. Von dessen gleichnamigem Buch ist die inspiriert.

Wann waren Sie zum letzten Mal in der Kirche?

Franz Xaver Bogner: „In den letzten drei Jahren zur Arbeit an der Serie öfters. Als Gast bei Feiern immer wieder und als Ministrant als Jugendlicher ständig.“

Stephan Zinner: „Ich war vor ein paar Tagen in der Stadtpfarrkirche St. Margaret in Sendling, um ein paar Interviews für ,Himmel, Herrgott, Sakrament‘ zu machen. Es war schön, wieder in die Kirche zurückzukommen, in der wir vergangenes Jahr so viel gedreht haben. Alle Mitarbeiter dort haben uns super unterstützt.“

Anne Schäfer: „Ich gehe ständig in Kirchen. Ich mag die Ruhe, die Architektur, die Pause.“

Pfarrer Schießler: „Na ja, als Pfarrer ist man natürlich jeden Tag in seiner Kirche. Aber ich gebe zu, sie muss nicht immer voll sein, es muss nicht immer ein Festgottesdienst sein. Wie der Pfarrer Reiser in der Serie bin ich auch oft und gerne ganz alleine in meiner großen Kirche, genieße den Raum, die Stille, die erhabene Größe und – im Sommer – die erfrischende Kühle. Und natürlich die Gegenwart Gottes!“

Was war Ihre letzte Sünde?

Bogner: „Ich war mir mein Leben lang keiner sogenannten Sünde bewusst. Auch wenn andere mich vom Gegenteil überzeugen wollten.“

Zinner: „Ich habe meiner 14-jährigen Tochter 20 Euro geklaut, weil ich gerade kein Bargeld zur Hand hatte. Ich habe die Schulden aber dann zügig wieder beglichen und zwei Euro extra mit dazu gelegt.“

Schäfer: „Stolz, Neid, Zorn, Habsucht, Schwermut, Völlerei und Wolllust… Ein ganz normaler Tagesablauf, wenn man Social Media rezipiert. Ohne Sünden gäbe es keine Kunst, keine Literatur. Ohne Sünden würde Kapitalismus nicht funktionieren.“

Pfarrer Schießler: „,Die größte Sünde ist das ungelebte Leben‘, ist mein Leitspruch, und auch Pfarrer Reiser im Film sieht das so. Wann habe ich das Leben verpasst? Als ich es wieder einmal versäumt habe, etwas Gutes zu tun, jemanden behilflich zu sein, ihm eine Freude zu machen, ein freundliches Wort oder eine nette Geste zu verschenken. Leider passiert mir das viel zu oft, wenn auch ungewollt, aber man ist einfach schwach und ungeduldig, wenn’s drauf ankommt. Leider.“

Zölibat abschaffen – Ja oder Nein?

Bogner: „Auf der Stelle. Am besten gestern.“

Zinner: „Logisch abschaffen – das ist überfällig.“

Schäfer: „Ja. Liebe und Sex, das kann man doch nicht verbieten. Hinter dem Zölibat stand übrigens ein sehr weltlicher Gedanke, die Kirche hatte Angst, ihren Besitz an die Nachkommen der Priester vererben zu müssen.“

Schießler: „Als ,Betroffener‘ kann ich nur sagen: Ja nicht abschaffen! Abschaffen ist nie eine Lösung für die Kirche. Kirche ist immer im Prozess, sie muss sich konstruktiv ändern, öffnen und weiten. Neben dem Zölibat, den ich ganz alleine und frei gewählt habe und bewusst lebe, muss es der Kirche gelingen, auch andere Lebensformen in der Verkündigung einzurichten, wie den verheirateten Priester!“

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