„Manchmal ist kein Platz für Heiteres“

von Redaktion

Im ZDF-Krimi „Marie Brand und der überwundene Tod“ geht es um das Thema Organspende

VON MARCO KREFTING

Nicht etwa ein Serienkiller sagt diesen Satz, sondern eine Krankenschwester: „Es verändert sich etwas, wenn Sie das Herz herausschneiden.“ Schwester Hilli erklärt Kommissar Jürgen Simmel (Hinnerk Schönemann) ihre Sicht auf ein hoch emotionales und gesellschaftlich relevantes Thema – Organspende. Tausende Menschen stehen auf der Warteliste. Seit einigen Jahren sinkt allerdings die Zahl der postmortalen Spenden. Dass sich Ermittler Simmel und seine Kollegin Marie Brand (Mariele Millowitsch) mit dem Thema befassen müssen, liegt an einem ermordeten Anästhesisten. Er hätte die Eltern einer Jugendlichen über den Hirntod ihres Kindes aufklären und sie um eine Organspende bitten sollen.

„Marie Brand und der überwundene Tod“ heißt dieser Film, den das ZDF an diesem Mittwoch um 20.15 Uhr nochmals zeigt. Autorin Ingrid Kaltenegger hat ein Drehbuch geschrieben, dass das schwierige Thema aus vielen Blickwinkeln beleuchtet. Hier die verzweifelten Eltern, die an das Wiederaufwachen der Tochter glauben wollen. Da die Ärzte, denen die Zeit für einen lebensrettenden Eingriff davonrennt. Und Schwester Hilli, die genau erklärt, mit welchen Tests überprüft wird, ob ein Patient noch Reaktionen zeigt.

Dass ein so ernster Anlass im Fokus einer „Marie Brand“-Folge steht, ist eher ungewöhnlich. „Es ist nicht einfach, um so ein Thema einen Krimi zu bauen“, sagte Hauptdarstellerin Millowitsch vor der Erstausstrahlung im vergangenen Jahr. „Das darf nicht bemüht wirken.“ Und Simmel-Darsteller Schönemann findet: „Das muss erzählt werden.“ In die Krimireihe gehörten auch einmal schwerere Themen.

Das Kölner Duo ermittelt seit 2008 im Zweiten. Dabei spielt immer auch das Miteinander der so unterschiedlichen Ermittler eine Rolle. Sie strategisch denkend, er bisweilen impulsiv. So geraten die Figuren auch mal aneinander, was Millowitsch und Schönemann beide mögen. „Würde das wegfallen, würde ganz schön was fehlen“, sagt der Schauspieler. Gerade die Kombination trage zu den erfolgreichen Ermittlungen bei – Brand kombiniert schnell, Simmel ist intuitiver. „Simmel ist kein Held“, sagt der 48-Jährige. Aber er sei menschlich: „Der tritt in Fettnäpfchen, kämpft mit sich, muss sich entschuldigen.“ Brand mit ihren Ratschlägen für den Kollegen etwa in Sachen Frauen ticke anders als sie selbst, sagt Millowitsch (68): „Ich habe sonst nicht viel Mütterliches.“

Der aktuelle Fall ist weniger actionreich als andere. Für die Hauptdarstellerin ist das in Ordnung: „Manchmal ist kein Platz für Heiteres.“ Wenn es nach Millowitsch und Schönemann geht, darf die Reihe noch lange weiterbestehen. Doch eines sollten Brand und Simmel aus ihrer Sicht unbedingt beibehalten – das Siezen. „Das ist ein Zeichen des Respekts voreinander“, sagte Millowitsch. „Das heißt nicht, dass sie sich nicht nah sind.“ Auch Schönemann ist von dem Stilmittel überzeugt: „Die würden mit Krampf gerade mal den Vornamen rauskriegen“, sagt er. „Und am Ende wären alle erleichtert, wenn sie wieder beim Sie sind.“

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