Wer im hohen Alter Kasperletheater für ein kleines Mädchen spielt, eine Bühne im eigenen Wohnzimmer aufbaut und selbst den größten Spaß dabei hat – der ist wohl nicht nur Kind geblieben, sondern weiß auch, wie sich eine glückliche Kindheit anfühlt. Die Szene mit dem Kasperletheater stammt aus einem sehenswerten Film, den Susanne Kellermann über ihren Ehemann Fritz Wepper gedreht hat („Mein Fritz“, 2021). Und weil ein Film über Fritz nicht möglich ist ohne Elmar, kommt auch er darin ausführlich vor. Hinreißend, wie die Brüder – zum Zeitpunkt der Aufnahmen beide jenseits der 75 – Spaß an dem Spiel haben, das sie für Fritz‘ kleine Tochter veranstalten.
Wie berichtet, ist Elmar Wepper am Dienstagmorgen im Alter von 79 Jahren an plötzlichem Herzversagen gestorben. In einer Serie blicken wir nun zurück auf sein Leben, das geprägt war von einer Kindheit die – obgleich in den Nachkriegsjahren – sehr glücklich war. So erzählen es die Brüder Wepper in der ZDF-Dokumentation „Wir Trümmerkinder“, die in der Mediathek abzurufen ist.
Wie Millionen Buben und Mädchen in der Zeit sind auch Elmar und der drei Jahre ältere Fritz Wepper ohne Vater aufgewachsen. Friedrich Karl Wepper, einst Jurist und angesehener Münchner Bürger, war im Krieg verschollen, das letzte Lebenszeichen von ihm bekam die Familie 1945 aus Polen. „Wir haben das natürlich erlebt, wie die Mutter ganz schwer verarbeiten konnte, dass der Vati nicht mehr heimkam“, sagt Elmar Wepper im Film. „Aber der Fritz hat dann – ich glaube, im Auftrag von der Mutti – so eine kleine Vaterrolle übernommen.“ Er habe jedenfalls immer geschaut, dass aus ihm ja „nichts Schlimmes“ werde.
Und tatsächlich haben die beiden Buben das Beste draus gemacht. Fritz erzählt, dass er die Folgen des Krieges, das zerbombte München, selbst das getroffene eigene Haus nicht „als Zerstörung“ empfunden habe. „Für mich war das ein Spielplatz“, sagt er. Und Elmar fügt hinzu, wie sie als Kinder um die US-amerikanischen GIs „herumgeschlichen“ seien in der Hoffnung, ein „Chewing Gum“, also ein Kaugummi, oder ein bisschen Schokolade abzustauben.
Je mehr die Hoffnung schwand, dass der Papa zurückkehrt, desto enger wurde das Verhältnis der Kinder zur Mama. Bis Wilhelmine Wepper im Jahr 2009 starb, telefonierten die Söhne täglich mit ihr. 2008 hatte sie Fritz und Elmar zur Verleihung des Bayerischen Filmpreises begleitet. Fotos zeugen davon, wie sie vor Stolz nur so strahlte.
Auf dem Friedhof in Neuhausen fand sie ihre letzte Ruhe. Und dort wird wohl auch Elmar Wepper beerdigt werden; das entschied der Schauspieler schon vor einigen Jahren. Es sei ja nicht schlecht zu wissen: „Da komm ich eines Tages rein.“
Wann die Trauerfeier für den Schauspieler stattfindet, steht noch nicht fest. Klar ist, dass Fritz Wepper tief getroffen vom Verlust seines Bruders ist (wir berichteten). Wer die anrührenden Gespräche sieht, die die Autorin von „Wir Trümmerkinder“, Annette Koehler, geführt hat, der ahnt, wie es ihm in diesen Tagen geht. Denn sie zeigen, wie eng die Bindung zwischen Elmar und seinem großen Bruder von Kindesbeinen an war.