Seine Stimme ging unter die Haut

von Redaktion

SERIE Der verstorbene Schauspieler Elmar Wepper war auch ein begnadeter Synchronsprecher, etwa von Mel Gibson

VON ZORAN GOJIC

Ein Synchronsprecher ist wie ein Torwart – an sich fällt er nur auf, wenn er etwas falsch macht. Unter Schauspielern gilt das Synchronisieren oft als notwendiges Übel, um die Zeit zwischen zwei Engagements zu überbrücken. Elmar Wepper sah das entschieden anders. „Lieber einen guten Schauspieler synchronisieren, als selbst in einer drittklassigen Produktion vor der Kamera zu stehen“, sagte er oft. Von Mitte der Sechzigerjahre bis 2017 synchronisierte Wepper, der wie berichtet am vergangenen Dienstag im Alter von 79 Jahren verstarb, hunderte von Filmen und Fernsehsendungen. Es machte ihm Spaß, und es war ein sicheres Einkommen – für den Pragmatiker Wepper kein ganz unwichtiger Punkt.

Es waren sehr früh schon besondere Rollen, darunter etwa der Steuermann Pavel Chekov in der Originalserie „Raumschiff Enterprise“ oder der Tierarzt im TV-Dauerbrenner „Der Doktor und das liebe Vieh“. Oft ist Wepper kaum wiederzuerkennen, denn natürlich besteht die Kunst darin, vollständig mit Charakter und dem Schauspieler, der ihn darstellt, zu verschmelzen.

Wepper war darin ein Ausnahmekönner, und vielleicht hat er damit auch ein wenig kompensiert, dass er lange als Leichtgewicht galt bei der Kritik. Er war der harmlose Polizist Heindl in der BR-Serie „Polizeiinspektion 1“ und von da an immer wieder der TV-Partner von Uschi Glas. Was für ein hervorragender Schauspieler Wepper tatsächlich war in seiner zurückgenommenen, unprätentiösen Art, das wurde erst 2008 allen klar, als er in „Kirschblüten“ eine sensationelle Vorstellung gab und einen dritten Frühling als begehrter Edelprotagonist erlebte.

Wer Elmar Wepper vorher schon als Synchronsprecher wahrnahm, wusste, was der Mann konnte. Dem deutschen Publikum entgeht das oft, aber Hollywoodstars arbeiten im Original intensiv mit ihrer Stimme. Wie sie etwas sagen, in welcher Lautstärke, welches Wort sie betonen oder verschlucken, definiert den Charakter entscheidend mit. Wepper konnte das perfekt umsetzen, fast 40 Jahre lang vor allem bei seinem Lieblingsschauspieler Mel Gibson. Dessen markante, an sich warme Stimme, die dennoch Härte ausstrahlen kann oder irritierend verletzlich klingt, hatte Wepper gewissermaßen verinnerlicht. Wer Wepper nur von seinen sympathischen Vorabendauftritten kannte, konnte das nur schwer zusammenbringen. Schon seit Mel Gibsons Durchbruch als „Mad Max“ 1979 war Wepper dessen Stimme und blieb es. „Den wollte ich nicht abgeben.“ Was für eine Leistung Wepper da vollbracht hat, kann man exemplarisch an der berühmten Ansprache aus „Braveheart“ (1995) begutachten, als Gibson in pathetischen Worten dazu aufruft, für die Freiheit zu kämpfen. In der deutschen Fassung hätte das leicht peinlich oder lahm werden können, aber Wepper schreit das so glaubwürdig heraus, dass es unter die Haut ging.

Bei der Deutschlandpremiere von „Braveheart“ in München war Gibson wegen vorab erschienener negativer Kritiken schlecht drauf, einige Journalisten mussten das büßen. Aber dennoch wollte er unbedingt Elmar Wepper kennenlernen, der ihn so gut auf Deutsch interpretiert hatte. So saß Wepper dann plötzlich in kleiner Runde beim Abendessen und wurde von Gibson mit Lob überschüttet. Es war einer der schönsten Momente seiner Karriere, sagte Wepper später.

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