Von 2001 bis 2019 ermittelte er als Kommissar Stedefreund gemeinsam mit Sabine Postel im „Tatort“ aus Bremen. Nun spielt Oliver Mommsen wieder einen Ermittler – allerdings einen der besonderen Art: In der so humorvollen wie herzerfrischenden Krimi-Komödie „Mord oder Watt?“ (siehe Kasten) gibt der 54-Jährige einen Fernsehkommissar, der auch abseits der Kamera nicht von seiner Rolle lassen kann und hinter jedem Toten aus seinem privaten Umfeld ein Mordopfer vermutet. Alles nur ausgedacht? Oder inspiriert von seiner eigenen Biografie? Zeit für ein Gespräch mit Oliver Mommsen, der mit seiner Familie in Berlin lebt.
Ein Kommissar, der so mit seiner Rolle verschmolzen ist, dass er auch privat ermittelt, sobald jemand das Zeitliche gesegnet hat. Ihre Idee?
Nein. Die Produzentin Susanne Wolfram kam vor drei Jahren auf der Berlinale auf mich zu und meinte: „Ich gehe bald in Rente und mache noch einen Film – mit Ihnen, Herr Mommsen!“ Das war schon mal ein Eisbrecher für ein schönes Gespräch (Lacht.) Und dann sagte sie: „Es geht um einen erfolgreichen Fernsehkommissar, der manchmal die Realität mit der Fiktion verwechselt.“
Und Sie sind bei dem Stichwort Fernsehkommissar nicht gleich weggerannt?
Ich habe mich nach meinem Ausstieg aus dem „Tatort“ tatsächlich immer mal wieder gefragt: Wann wärste denn wieder bereit zu ermitteln? Und merkte dann: Ich lese keine Krimis, ich schaue keine Krimis, ich bin etwas krimimüde und hatte mit der Spürnase sozusagen abgeschlossen. Aber als klar war, dass „Mord oder Watt?“ kein Krimi-Krimi ist, sondern eine Krimi-Komödie, die augenzwinkernd die Geschichte eines ehemaligen Fernsehkommissars erzählt, da habe ich gesagt: Wo kann ich unterschreiben? Die Rolle ist mir – ich glaube, in Bayern darf man das sagen – auf den Arsch getackert. Dieser Film ist wie ein roter Teppich für mich.
Warum waren Sie krimi-müde? Es waren doch gute Jahre in Bremen.
Ja, ich finde, wir haben – gerade zum Schluss – ein paar richtig knackige Filme gemacht. Und natürlich ist dieses „Tatort“-Star-Sein auch eine schöne Bauchpinselei. Selbst meine Kumpels, die normalerweise an jedem Film rummeckern, den ich mache – zu schmonzettig, zu albern, zu deutsch –, haben irgendwann gesagt: „Alter, der war geil.“ Die Menschen behandeln einen mit sehr viel Respekt. Und das ist zunächst etwas sehr Schönes.
Aber?
Aber irgendwann habe ich gedacht: Der „Tatort“ nimmt in meiner Vita einen zu großen Raum ein. Und wenn man nicht mehr als Schauspieler bezeichnet wird, sondern als „Tatort“-Star, ist das irgendwie nicht mehr gut. Jedenfalls für mich.
Tim Seebach, wie der Krimistar heißt, den Sie nun spielen, färbt sich die Haare, will jeden Stunt selbst machen und versteckt seine Lesebrille. Kleine Probleme mit dem Älterwerden?
Kleine? Ich würde sagen, eher große! Aber ist das nicht eine süße Idee mit der Lesebrille? Die kam von Olaf, unserem Requisiteur. Ich feier’ das total! Weil es ein Beispiel dafür ist, dass unser Regisseur André Erkau gute Ideen von anderen zulässt und sie annimmt. Auch wir Schauspieler sind zum Mitdenken und Mitreden eingeladen, das macht Freude. Im zweiten Film gibt es eine Szene, da kommt der Seebach vom Arzt und hat in der nächsten Szene, wenn er aus der Praxis rausgeht, so einen Belohnungslolli im Mund. Ein Einfall von unserem Regieassistenten. Herrlich.
Einen zweiten Film? Das heißt, die Geschichte wird fortgesetzt?
Wir haben jedenfalls den zweiten Film kürzlich abgedreht. Wie es danach weitergeht, entscheiden die Zuschauerinnen und Zuschauer.
Interview: Stefanie Thyssen.