Mit Herz und Humor

von Redaktion

NACHRUF Trauer um Münchens große Volksschauspielerin Christiane Blumhoff

VON ASTRID KISTNER

„Haben Sie Kinder? Drei? Ich auch. Dann geben Sie gut acht, dass sie sich nicht zu wohl zu Hause fühlen. Meine waren so anhänglich, dass mein Mann und ich irgendwann ausgezogen sind.“ Christiane Blumhoff lacht laut und herzlich. Es sind die letzten Tage der Dreharbeiten zum Münchner „Tatort: Wunder gibt es immer wieder“. Die Schauspielerin, die mit ihren 79 Jahren die älteste Nonne im Krimi spielt, sitzt in der Sonne und genehmigt sich genüsslich eine Zigarette. „Das Spielen macht mir immer noch ungeheuren Spaß“, sagt sie. „Und ehrlich gesagt kann ich mir ein Leben ohne gar nicht vorstellen.“ Zwei Jahre liegt dieses Gespräch nun zurück.

Am Dienstag ist Christiane Blumhoff, Münchens große Volksschauspielerin und Komödiantin, mit 81 gestorben. Von jetzt auf gleich raus aus dem Leben. Und aus was für einem: Als Dreijährige floh sie mit Großmutter, Mutter und Tante von Danzig nach München. Rosl Christiane Blumhoff hatte das Bühnen-Gen im Blut und landete bereits mit neun am Gärtnerplatztheater. Die Mutter – selbst Schauspielerin – war oft fort. Die Großmutter erzog Christiane und vereinnahmte sie über viele Jahre. „Sie war sehr misanthropisch und stand den Leuten ablehnend gegenüber. Das fand ich ganz furchtbar“, sagt Blumhoff. Vielleicht lebte sie deshalb das genaue Gegenteil: „Ich liebe zunächst mal die Menschen. Mir muss einer erst beweisen, dass er ein Arschloch ist.“

Von der Schauspielschule wechselte sie zum Münchner Volkstheater und kam bald zum „Komödienstadel“ des Bayerischen Fernsehens. „Die Bühne war ein Freiraum, in dem ich ausleben konnte, was mir privat unter der oft tyrannischen Großmutter verboten war“, erinnert sie sich im „Lebenslinien“-Porträt des BR. Blumhoff spielte sich frei, mit offenem Herzen und so viel Humor, dass die Zuschauer gar nicht anders konnten, als sie zu lieben. Auch der nigerianische Politikstudent Charles Pearce erlag ihrem handfesten Charme. 1978 heirateten die beiden und lebten ein Modell, das seiner Zeit weit voraus war: Charlie, der Hausmann und Christiane, die Schauspielerin. Drei Kinder bekam das Paar, das voller Liebe und Loyalität durchs Leben tanzte und erst durch Charles’ Krebstod 2005 getrennt wurde. „Es war nicht immer leicht“, erinnert sich Blumhoff im Gespräch. So mancher in der Branche sei der Meinung gewesen, dass sie „falsch geheiratet“ habe. Ein schwarzer Mann und eine bayerische Volksschauspielerin? „Du kannst froh sein, dass koa Preiß is’“, hatte ihr Kollege Maxl Graf damals augenzwinkernd zugeraunt.

Der Humor war es, der sie trug. Das Schlechte, das ihr widerfuhr, packte sie in die unterste Schublade, das Beste obendrauf. So stürzte sie sich ins Familienleben, in Freundschaften und in die Arbeit: Kino, Theater, Serien. Blumhoff spielte mit in „Derrick“, „Der Alte“, im „Tatort“, in „München Mord“, „Sturm der Liebe“ und war in 61 Episoden der BR-Serie „Dahoam is Dahoam“ als Helga Bamberger zu erleben. Dahoam war sie im Münchner Stadtteil Haidhausen, die erwachsenen Kinder Simon, Nancy und Wilson ganz in ihrer Nähe. „Sie sind wirklich das Beste, was mir passiert ist“, sagt sie damals in jener Drehpause.

Jetzt ist sie raus aus dem Leben, aber immer noch drin im Herzen ihrer Kinder, die sich mit folgenden Worten von ihr verabschieden: „Wir sind dankbar, Deine Lebenslust, Deinen unendlichen Optimismus und Deine Liebe für alle Menschen gespürt zu haben und ein Teil davon gewesen zu sein. Mit Traurigkeit in unseren Herzen fehlt uns die Vorstellung, Dich, Deine Wärme und Dein Lachen nicht mehr erleben zu können. Wir lassen es allerdings niemals in unseren Herzen verhallen.“

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