In mehr als 40 Folgen ermittelte Stefan Rudolf an der Seite von Katharina Böhm in der ZDF-Reihe „Die Chefin“. Von 2012 bis 2017 war das, dann starb seine Figur Jan Trompeter den dramatischen Fernsehtod. Zum Auftakt der neuen Staffel von „Die Chefin“ am heutigen Freitag um 20.15 Uhr kehrt der 49-Jährige zurück – als Bösewicht. In der sehenswerten Folge mit dem Titel „Gespenster“, die zugleich der 80. Fall für Vera Lanz (Böhm) ist, haben es die Kommissare mit Kunstdieben zu tun, die skrupellos reiche Münchner beklauen und Museen ausrauben. Einer der Verdächtigen ist Johannes Geiger, gespielt von Stefan Rudolf.
Sechs Jahre liegt Ihr beziehungsweise Trompeters Serientod nun zurück. Wie war das Wiedersehen mit den Kollegen nach all der Zeit?
Oh, das war so schön, richtig warm.(Lacht.) Ich war in den Jahren nach meinem Ausstieg aber immer noch in Kontakt mit der Produktion, habe verfolgt, wie es weitergegangen ist, und treffe Jürgen Tonkel (spielt Kommissar Paul Böhmer, Anm. d. Red.) ab und zu, wir sind Kumpels geworden.
Klingt fast, als hätten Sie gar nicht aufhören sollen.
Ja, das stimmt auch. Mir war aber das Hin- und Hergereise zwischen meinem Wohnort Berlin und München, wo „Die Chefin“ gedreht wird, irgendwann zu viel. Meine Kinder waren klein, meine Frau hat gearbeitet, da war das Pendeln nicht mehr so leicht – obwohl ich schon gewusst habe, was für einen Schatz ich da mit der „Chefin“ in der Hand gehalten habe.
Die Reihe ist sehr erfolgreich.
Ja, das meine ich. Ich mag auch gern das Regelmäßige in meinem Leben. Aber ich bereue die Entscheidung trotzdem nicht, weil es nach fünf oder sechs Jahren auch mal Zeit für etwas Neues ist. Wobei sich die Filmlandschaft gerade schon sehr verändert.
Inwiefern?
Ich bin Ende 40. Als weißer heterosexueller Mann ist es gar nicht so einfach, an Rollen zu kommen, stelle ich fest.
Ach wirklich?
Es ist gerade schon so. Ich meine das überhaupt nicht als Vorwurf. Ich kriege es nur mit, auch von Kollegen, die teils noch besser im Geschäft waren als ich. Die drehen nun Sachen, die sie früher nicht gedreht hätten.
In Ermangelung guter Angebote, die nun an andere gehen?
Ja, es muss im Moment alles jung und divers sein, das ist ein politisches Anliegen, dem die Sender Rechnung tragen. Auch zu Recht, denke ich. Unsere „weißen“ Familiengeschichten sind vielleicht für den Moment auserzählt. Aber tatsächlich ist es für Kollegen in meinem Alter aus diesem Grund nicht so leicht. Es machen auch viel öfter Frauen die Regie, was total richtig ist, verstehen Sie mich nicht falsch. Der Markt verändert sich, und Männer wie ich kriegen das besonders stark zu spüren.
Vielleicht ist es nur ungewohnt?
Kann auch gut sein, ja. Ich weiß noch, wie vor vielen Jahren am Set von der „Chefin“ diskutiert wurde, ob der Staatsanwalt zum Beispiel einen Migrationshintergrund haben kann. Und dann hieß es damals, dass das in München oder Bayern nicht sehr glaubwürdig sei. (Lacht.) Da dachte ich noch: Das ist ja schon der Wahnsinn. Es kann doch nicht sein, dass immer nur Putzfrauen oder Müllmänner mit Schauspielern besetzt werden, die zum Beispiel türkische Wurzeln haben. Jetzt geht es mit großem Tempo in die andere Richtung. Mein Eindruck ist, dass die Sender in dieser Hinsicht unter Druck stehen und das Gefühl haben, sie müssten etwas nachholen.
Das Gespräch führte Stefanie Thyssen.