Einen der emotionalsten Momente dieses Abends erlebten die 2000 Zuschauer in der Messehalle Offenburg um kurz vor acht – noch bevor 12,13 Millionen Menschen daheim ihre Bildschirme anknipsten und sich mit Gummibärchen und Getränken bereit machten für Thomas Gottschalks „Wetten, dass..?“-Finale. Da nahm nämlich Frank Elstner seinen Platz in der ersten Publikumsreihe ein und bekam ein in tosenden Applaus verpacktes Riesen-Dankeschön dafür, dass er diese wundervolle Sendung einst erfunden hat. Am Ende der Show war es dann wieder der 81-Jährige, der passende Worte des Abschieds wählte. Dazwischen: Gut 180 unterhaltsame Minuten mit tollen Wetten, guten Gästen und einem souveränen Thomas Gottschalk, der einen allerdings etwas irritiert zurückließ. Aber der Reihe nach.
Die Wetten
Durch die Bank stark! Von Horst Freckmann, der mit der inneren Ruhe eines Rentners unterschiedliche Krährufe von Hähnen erkannte, über einen Hund, der Zahlen lesen konnte, bis hin zur Wettkönigin aus München, die sich anhand von Strichcodes an 216 Wetten aus über 40 Jahren erinnern konnte – alles herrliche Ideen, inszeniert in fantastischen Bühnenbildern. Das war top!
Die Gäste
Matthias Schweighöfer, Jan Josef Liefers und die Thomas Gottschalk offensichtlich nahezu unbekannte (aber: „Ich hab mir ihren Namen gemerkt“) Stefanie Stappenbeck saßen auf dem Sofa, außerdem Bastian Schweinsteiger und Ehefrau Ana Ivanovic, die zauberhaft war und sich von Thommy in alter Kulenkampff-Manier fragen lassen musste, ob der Bastian denn im Haushalt helfe. Helene Fischer hatte Shirin David im Schlepptau (Gottschalk: „Die Feministin hätte ich dir gar nicht angesehen“). Cher strahlte die Gelassenheit einer Frau aus, die alles im Leben gesehen hat, und Take That sorgten für Gänsehaut-Momente – Showdinos können also auch gut altern.
Der Moderator
Es ist im Grunde alles gesagt und geschrieben zu Thomas Gottschalk und seiner Zeit bei „Wetten, dass..?“. Über Jahrzehnte passte aufs Allerbeste zusammen, was zusammengehörte. Aber jetzt hat er offensichtlich keine Lust mehr. Geschenkt die Versprecher mit den Namen (Schweinsteiger, Schweighöfer, Stappenbeck – das war irgendwie zu viel des Guten), Gottschalk hat abgeschlossen. Da war keine Wehmut zu spüren, kaum Nostalgie.
Der Schluss
Das Ende der Show, das gleichzeitig das Ende einer Ära markiert: leider der schwächste Moment des Abends. So schön die Idee war, Gottschalk mit dem Bagger aus dem Studio zu fahren, so ungut war seine Schlussrede. Dass ausgerechnet der Mann, der über Jahrzehnte Narrenfreiheit im deutschen TV hatte, beklagt, nicht mehr so reden zu können „wie zuhause“, entbehrt nicht einer gewissen Komik. Trotz allem gilt: Diese Show hat Fernsehmomente für die Ewigkeit geschaffen.