Pressekonferenzen laufen üblicherweise strukturiert und durchgetaktet ab. Die Personen des öffentlichen Interesses werden meistens erst einmal fotografiert, verlesen dann einige Statements. Anschließend dürfen die eingeladenen Journalistinnen und Journalisten noch Fragen stellen. Bei Helge Schneider läuft das anders ab. Spontan, überraschend, leicht bis schwer verrückt, wie seine Auftritte eben.
Die Pressekonferenz anlässlich der aktuellen Tournee mit dem Titel „Katzeklo auf Räder“ im Münchner Vereinsheim stimmt entsprechend auf das neue Programm ein. Oder auch nicht. Denn wer weiß, wie das Wetter an dem fraglichen Abend ist, in welcher Stadt Schneider gerade gastiert oder wo man dort am besten Schlittschuh laufen kann. Alles Faktoren, die den Verlauf eines Auftritts vom Genie aus Mülheim an der Ruhr entscheidend mitbestimmen können.
An diesem Vormittag im proppenvollen Vereinsheim hat Schneider eine Mission – er stellt seine ganz persönliche KI-Sammlung vor. Diese Künstlichen Intelligenzen, „die nicht mehr wegzudenken sind aus unserer momentanen Welt“, entpuppen sich als acht Spielzeugroboter. Mit ihnen posiert er zwischendurch auch ausdauernd vor den anwesenden Fotografen. Am liebsten mit „Alexa Typ 1“. Schließlich handelt es sich ja eigentlich um eine Pressekonferenz. Dazu schäkert Schneider mit den Fotografen, die ihm teilweise schon „solange ich lebe“ vertraut sind. In absurden Assoziationsketten geht es dann übers Fotografieren, Entwickeln in der Dunkelkammer und Retuschieren weiter zum Zeitungaustragen morgens um halb vier.
„Ich liebe diese Stadt wie keine zweite Stadt“, verkündet er über München. Offiziell war er im Februar das letzte Mal hier, mit seiner Show „Der letzte Torero“. „Und ich war wirklich schon überall. Ich habe alle möglichen Städte gesehen – Antwerpen, Siegen, Karlsruhe…“ Anschließend rauscht Schneider in wilden gedanklichen Verrenkungen von Donald Ducks Lustigen Taschenbüchern und der „Erfindung des Rades vor über 100 Jahren“ erneut zum gegenwärtigen Lieblingsthema Künstliche Intelligenz. Mit fast schon zärtlichem Lächeln stellt er seine Figuren vor. Schwärmt von Staubsaugerrobotern, die Staub saugen und selbst entscheiden, in welchem Haus sie das tun.
„Können wir das Leben ohne Künstliche Intelligenz in Zukunft noch meistern?“, fragt sich der 68-Jährige. „Ich schon, ich habe ja einen IQ von 140. Das habe ich mir selbst einfallen lassen, jetzt steht es aber auch schon bei Wikipedia.“ „So ist unser Leben aufgebaut“, sinniert er weiter, „Legenden, Legenden. Denn das stimmt natürlich nicht. 140 wäre ein bisschen mager.“ Zu dicht an Einstein, und von dem geht’s über Softeis und die Ex-Schwiegermutter wieder zur KI. Zwischendurch dann auch noch mit Skihandschuhen, die er die ganze Zeit über trägt, ans Klavier, für ein dramatisch verjazztes „Jingle Bells“. Ob Duke Ellington oder Count Basie das mit diesen Handschuhen ähnlich hinbekommen hätten?
Weitere Infos:
Wer mehr vom mit jeder Menge Musik durchsetzten, durchdachten Irrsinn Schneiders haben will – am 2., 3. und 4. Mai 2024, jeweils um 20 Uhr, lässt sich im Münchner Circus Krone Schneiders Spontanitätenfeuerwerk live erleben.