Gut ein Jahr, nachdem er sich als Moderator vom Fernsehen verabschiedet hat, meldet sich Frank Plasberg zurück. Der 66-Jährige hat mit seiner Firma Ansager und Schnipselmann eine sehr sehenswerte Doku für Sky produziert. Ein anderer Auftrag läuft dagegen in den nächsten Tagen aus: die Herstellung von „Hart aber fair“, der ARD-Talkshow, die Plasberg über 20 Jahre selbst moderiert hat. Ab 2024 will sein Nachfolger Louis Klamroth (34) selbst mit am Produktions-Steuer sitzen: Die Firma Florida Factual, die Klamroths eigene Firma unlängst übernommen hat, wird die Sendung produzieren. Es gibt viel zu bereden.
Ein Jahr lang hat man Sie so gut wie nicht gesehen im TV. Wie war die erste Zeit als Rentner?
Ich habe mich auf jeden Fall mal nicht zugedröhnt mit Arbeit, was gutgetan hat. Ich habe ein paar Reisen gemacht, war im Sommer mit meinem alten Schiff unterwegs, habe eine Rede gehalten bei einer Preisverleihung für Journalisten, so was. Der Unterschied zu früher ist: Ich versuche Dinge hintereinander zu machen und nicht mehr gleichzeitig. Das empfinde ich als Privileg.
Sie sind Geschäftsführer Ihrer Produktionsfirma geblieben und produzieren munter weiter. Zum Beispiel eine Doku für Sky über einen KGB-Spion, die Sie zurück zu Ihren Wurzeln bringt. Sie waren mal Polizeireporter.
Ja, das war so. Aber zur Arbeit eines Polizeireporters gehört letztlich ja das, was ich mir bis heute erhalten habe: die Neugier auf Menschen. Als meine Kollegen mit der Idee zur Doku kamen, habe ich deswegen gesagt: Gerne.
Sie geht über den Fall Karl Koch. Ein Hacker, der für den russischen Geheim-dienst spioniert hat und 1989 unter bis heute ungeklärten Umständen ums Leben kam.
So ist es. Eine wirklich irre Geschichte. Als wir den Film in der Vorab-Version zu Hause angeschaut haben, meine Frau, mein zwölfjähriger Sohn und ein Kumpel von ihm, da wurde am Ende heftig diskutiert. War es Mord? War es Selbstmord? Wie ist dieser Mann wirklich gestorben? Ich fand das gut, weil es gezeigt hat: Das viel zitierte Lagerfeuer-Fernsehen geht also auch mit einem Streaming-Produkt für Sky.
Sie haben auch „Hart aber fair“ auch nach Ihrem Abschied als Moderator weiter produziert. Ende des Jahres ist Schluss – wohl auf Wunsch von Louis Klamroth.
Einen solchen Produktionsauftrag zu verlieren, ist bitter, aber im Prinzip nicht ungewöhnlich. Ich freue mich aber mehr über die gute Zeit, die ich mit unserem hochprofessionellen Redaktionsteam hatte, das jetzt leider auseinanderbricht. Ich hätte mir gewünscht, dass wir weiter mit der Sendung reisen können. Aus diesem Grund war es die Idee zu zeigen, dass das Format stärker ist als der Moderator – also auch einen Wechsel verträgt. Dafür sollte das Team ein Jahr lang Luft haben. Wir hatten zuvor lange nach einem Nachfolger gesucht – und Louis Klamroth war ja auch unsere Wahl.
Aber?
Aber ich habe mir geschworen, meinem Nachfolger nichts nachzurufen. Das hat bisher auch sehr gut geklappt, obwohl mir das immer schwerer fällt.
Klamroth will, wie er es einmal formuliert haben soll, in Zukunft selbst „am Steuer“ sitzen.
Das kann ich auch verstehen. Aber es ist ein Unterschied, ob man etwas Neues aus dem Boden stampfen muss oder ob man ein perfektes Team, das viel Erfahrung mit diesem Format hatte, das sich auf eine gemeinsame Erneuerung und Weiterentwicklung gefreut hat, ob man ein solches Team auf diese Weise zurücklässt. Ich musste jedenfalls 66 Jahre alt werden, um eine solche Erfahrung zu machen. Aber vielleicht waren wir auch einfach naiv…
Interview: Stefanie Thyssen