„Ein genialer Rechtsmediziner und ein begriffsstutziger Kommissar lösen Mordfälle?! Das allein wäre ja schon eine Bank! Also, wenn Sie die skurrilen Geschichten alle aufschreiben und ich die verkaufe – dann wird das nicht nur ein Bestseller. Das wird als internationale High-End-Serie adaptiert!“, verspricht Literaturagentin Sabina Kupfer euphorisch und sieht die Begeisterung in Professor Boernes Augen blitzen. Der Gerichtsmediziner, der im „Tatort: Der Mann, der in den Dschungel fiel“ gerade einen Literaturpreis vergeben hat, stürzt sich sofort ins Schreiben. Ganz nebenbei aber muss er mit Kollege Thiel an diesem Sonntag um 20.15 Uhr auch noch einen neuen Fall lösen.
Im Zentrum des Krimis steht der Bestsellerautor Stan Gold (Detlev Buck). Mit seinem autobiografischen Werk „Der Mann, der in den Dschungel fiel“, in dem er einen Flugzeugabsturz im paraguayischen Regenwald und einen 15 Jahre andauernden Aufenthalt bei einem indigenen Volk verarbeitet, hat er einen Hit gelandet. Und weil Professor Boerne (Jan Josef Liefers) die entsprechende Trophäe spendet, sind Thiel (Axel Prahl), Silke „Alberich“ Haller (ChrisTine Urspruch) und er zugegen, als Gold nach der feierlichen „Stadtschreiber“-Verleihung einen allergischen Schock erleidet: Ein Bienenstich kostet den Literaten fast das Leben. Da die Umstände dubios sind, steht Gold fortan unter Polizeischutz und muss nach einem weiteren Angriff eines südamerikanischen Guerilleros in ein „Safe House“ gebracht werden.
Mangels Alternativen wählt man dafür das Refugium jener Literatur-Agentur, in das sich Boerne kurz zuvor zum Verfassen seiner Memoiren zurückgezogen hat. Es ist ein Glanzstück an komischem Erzählen, wie der nichtsahnende Boerne beseelt um die „Inspirationsbank“ scharwenzelt, auf der angeblich schon Annette Droste-Hülshoff „Die Judenbuche“ schrieb. Und wie sich zugleich im Hintergrund des Bildes das voll besetzte Taxi von Thiels „Vaddern“ nähert – und damit der jähe Einfall des Banalen in die hehre Welt der Muse…
Die Qualität wechselt – speziell bei den Krimis aus Münster – zwischen brillant und seichtem Blödsinn. Wobei es in den vergangenen Jahren eine deutliche Tendenz zu Ersterem gab. Nicht unwesentlichen Anteil daran hat Drehbuchautor Thorsten Wettcke: Er dachte sich sowohl die Zeitreise „Lakritz“ als auch „Des Teufels langer Atem“ aus. Auch für das aktuelle Buch zeichnet er verantwortlich; Regisseur Till Franzen wiederum setzt das Ganze mit Liebe zum Detail um.