Dicker Staub flockt durch die Luft, als Meister Eders Neffe Florian die Werkstatt betritt. Mehr als 30 Jahre lang waren Hobelbank und Kreissäge eingemottet. Florian Eder und seine Schwester Bärbel haben die alte Schreinerwerkstatt ihres Onkels geerbt. Lange stand sie leer. Jetzt soll sie verkauft werden. Noch wissen die Erben aber nicht, dass ein rotzfrecher rothaariger Kobold in der Werkstatt lebt und dass aus den Verkaufsplänen nichts wird. Heute feiert die Kultfigur aus den 1980er-Jahren ihr Comeback. 13 Folgen von „Neue Geschichten vom Pumuckl“ sind auf der Streamingplattform RTL+ abrufbar. Der Fernsehstart ist am ersten Weihnachtsfeiertag, 25. Dezember, auf RTL.
Die alten Geschichten des Pumuckl sind doch perfekt. Braucht es da wirklich eine Neuauflage? Diese Fragen gingen auch dem Regisseur Marcus H. Rosenmüller durch den Kopf, als Produzent und Hauptautor Korbinian Dufter ihm von seinem Projekt erzählte. Rosenmüller ließ sich von den Geschichten überzeugen, die das vierköpfige Autorenteam bereits geschrieben hatte: Ja, es braucht „Neue Geschichten vom Pumuckl“. Dass er recht behalten sollte, bewies schon das Kinderfilmfest München, wo drei ausgewählte Episoden Premiere feierten. Kleine und große Zuschauer waren so begeistert von der Neuauflage, dass sie sie gleich mit dem Publikumspreis ausstatteten. Auch die limitierte Kinoauswertung war ein Erfolg, über 350 000 Zuschauer zogen die Episoden in die Säle. Großen Anteil daran hat wohl die Tatsache, dass vieles gar nicht so neu wirkt in diesen 13 Folgen. Die Werkstatt samt Innenhof von Meister Eder ist ein detailgetreuer Nachbau in einer alten Industriehalle. Auch der Pumuckl ist ganz der alte. Eine Zeichentrickfigur in der realen Menschenwelt. Er hört sich sogar an wie die ursprünglich von Hans Clarin gesprochene Figur. Das passt, Kobolde altern schließlich nicht. Aber: Sein Synchronsprecher ist bereits 2005 verstorben. Und eigentlich wird der neue Pumuckl gesprochen von Maxi Schafroth. Dessen Stimme wurde mittels Künstlicher Intelligenz der von Clarin angeglichen.
„Natürlich waren sie am Anfang skeptisch“, erzählt Produzent Dufter über die Kinder Clarins, die seinen Nachlass verwalten, und gibt zu: „Das wäre ich auch gewesen. Da kommt jemand, den sie nicht kennen, und der möchte nicht nur Pumuckl neu aufleben lassen, sondern mit KI die Stimme ihres Vaters wieder zum Leben erwecken“, sagt der Produzent. Doch in intensiven Gesprächen und nach ersten Tests, gab’s die Zustimmung, wohl auch wegen Clarins persönlichen Vorlieben, Dufter: „Hans Clarin war wohl selber sehr technikbegeistert und Neuem immer sehr offen gegenüber. Die Idee, dass er wieder Pumuckl sprechen könnte, hätte ihm sehr gefallen, sagten mir seine Kinder.“
Ein Unternehmen aus der Ukraine entwickelte die Clarin-Stimme Pumuckls. Zwei Jahre dauerte die Arbeit. Doch als reine Computerarbeit darf man sich den Pumuckl nicht vorstellen. Da ist ja noch das Schau-, oder in diesem Fall Hörspiel von Maxi Schafroth. Der war eigentlich als Anspielpartner beim Casting von Meister Eder eingeladen. Beim Vorsprechen war dann klar, dass er die Rolle bekommt. „Maxi spricht nicht nur Pumuckl, er spielt ihn – im wahrsten Sinne des Wortes. Maxi ist Pumuckl“, sagt Dufter. Auf RTL+ ist esmöglich, auch die Tonspur mit Schafroth als Sprecher – ohne KI – auszuwählen.
Hinter „Neue Geschichten vom Pumuckl“ steckt also sehr viel Liebe zum Detail. Sogar das Casting fand in einer Werkstatt, nicht im Studio, statt. Dufter und seine Mitautoren Matthias Packt („Räuber Hotzenplotz“), Katharina Köster und Motitz Binder näherten sich vorsichtig und respektvoll an das Ursprungsmaterial an. Sie analysierten alle alten Folgen aus den 80ern und stellten sich Fragen wie: „Was ist Pumuckl im Kern? Wie funktionieren die Geschichten? Was davon müssen wir behalten, was dürfen wir verändern? Wir modern dürfen wir werden?“ Der Pumuckl etwa hat sich optisch kaum verändert. „Pumuckl ist Pumuckl. Er altert nicht und ändert sich nicht“, sagt Dufter. „Nur dass Pumuckl beispielsweise Schatten wirft, ist neu. Diese behutsame Modernisierung haben wir uns getraut.“ Da ist es vielleicht auch ganz passend, wenn die neuen Folgen im Streaming starten, dann aber doch noch im Fernsehen landen. Auch das Sendeformat ist also behutsam modernisiert. kna/ma