Der Rächer vom Dienst

von Redaktion

Eine Arte-Dokumentation würdigt den Schauspieler Charles Bronson – Durchbruch mit „Ein Mann sieht rot“

VON DIETER PAUL ADLER

Er hat Henry Fonda erschossen und auch sonst gern auf alles gezielt, was sich bewegt. Der amerikanische Schauspieler Charles Bronson (1921 – 2003) war einer der berühmten „harten Männer“ Hollywoods. Im Verlauf seiner Karriere spielte Bronson in fast 100 Filmen mit. Sein schweigsamer Auftritt in dem europäischen Western „Spiel mir das Lied vom Tod“ machte ihn 1968 zum internationalen Star. Arte widmet dem Schauspieler heute unter dem Titel „Charles Bronson – Hollywoods härtester Kerl“ ein filmisches Porträt.

Bronson, dessen Vorfahren aus Litauen stammten, arbeitete in einem Kohlebergwerk, nach dem Zweiten Weltkrieg schlug er sich als Boxer und mit Gelegenheitsjobs durch, erst mit 30 Jahren bekam er seine erste Filmrolle, es folgten kleinere Auftritte in (Western-)Serien wie „Am Fuß der blauen Berge“, „Rauchende Colts“ und „Bonanza“. Mit „Gesprengte Ketten“ und „Das dreckige Dutzend“ erspielte er sich endgültig das Image des harten Mannes. Doch selbst nach „Spiel mir das Lied vom Tod“ blieb der Erfolg in seiner Heimat, den Vereinigten Staaten, lange aus.

Erst mit über 50 wird Bronson endlich auch in den USA als Superstar gefeiert. Dazu verhilft ihm 1974 der Film „Ein Mann sieht rot“, im Original „Death Wish“. Der hochgelobte und gleichzeitig scharf kritisierte Streifen war ein gigantischer Erfolg, löste aber auch eine heftige Kontroverse aus. In dem Krimi über Selbstjustiz wird Bronson als unbarmherziger Rächer selbst zum Mörder. Die „New York Times“ verriss den Film, während die Zuschauer in den Kinosälen sich erhoben und applaudierten. „Ein Mann sieht rot“ katapultierte Charles Bronson auf den Höhepunkt seines Erfolges, legte ihn aber gleichzeitig endgültig auf die Rolle des unerbittlichen Rächers fest.

Bis fast zum Ende seiner Karriere schien Bronson im Image des Einzelgängers auf brutalem Rachefeldzug gefangen zu sein.

Die Dokumentation von 2019 erforscht die Widersprüche eines Schauspielers, der auf der Leinwand oft den Antihelden spielte, doch privat als Ehemann und (Stief-)Vater von sieben Kindern eher zurückgezogen lebte. Anhand von Bronsons Karriere erzählt die Dokumentation auch die Geschichte des populären Kinos – vom Zeitalter der Traumfabrik mit ihren mythischen Western und Abenteuerfilmen, in denen sich Bronson einen Namen machte, über die europäischen Koproduktionen der Sechzigerjahre wie insbesondere Sergio Leones schon erwähnter Film „Spiel mir das Lied vom Tod“ bis hin zu den Low-Budget-Filmen der Achtzigerjahre, in denen er Hauptrollen spielte.

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