Er schuf Figuren wie Hannilein, Siegfried Schwäbli und Horst Schlämmer, schrieb als falsche Königin Beatrix Fernsehgeschichte und machte aus seinen Erfahrungen auf dem Jakobsweg den Bestseller „Ich bin dann mal weg“. Hape Kerkeling ist einer der beliebtesten Komiker Deutschlands – doch mit seiner neuen Comedyserie „Club Las Piranjas“ bleibt der 59-jährige Tausendsassa hinter den Erwartungen zurück. Der Vierteiler, zu sehen heute und morgen ab 20.15 Uhr in Doppelfolgen bei RTL über turbulente Tage in einem tropischen Urlaubsparadies, ist eine etwas altmodische Klamotte mit schwergängigen Gags, mit etwas gutem Willen kann man ihr aber immerhin nostalgischen Charme und ein gut aufgelegtes Ensemble attestieren.
Der Aufguss ist die Fortsetzung der bissigen Filmkomödie „Club Las Piranjas“ aus dem Jahr 1995, einer Satire auf Pauschalreisen mit Kerkeling als Clubanimateur Edwin Öttel. „Es gibt eine hartnäckige Fangemeinde, die den Film von vorne bis hinten mitsprechen, aber auch mitsingen kann“, sagt Hape Kerkeling. In der Miniserie taucht Öttel wieder auf, er ist pleite und verzweifelt. Da erteilt ihm seine im Sterben liegende Ex-Chefin und Ex-Freundin Renate (Judy Winter als resolute Alkoholikerin, die ihren letzten Atemzug mit Kippe im Mundwinkel nimmt) einen Auftrag. Edwin soll im Clubresort „Las Piranjas“ auf Mauritius die Hochzeit ihres gemeinsamen Sohnes Björn (Ben Münchow) mit einer einheimischen Hotelangestellten verhindern, die sie für eine Erbschleicherin hält. Das ist deshalb möglich, weil Björn seinen Erzeuger nicht kennt.
Edwin reist also mit Campinghut und Hawaiihemd inkognito auf die Insel im Indischen Ozean, lernt schon auf dem Flug bornierte deutsche Cluburlauber kennen, die über alles und jeden mosern, und sorgt mit mehreren Sabotageakten für Chaos im Club. Er will sogar eine Prostituierte anheuern, die Björn verführen soll – doch versehentlich bucht er eine Auftragskillerin. Das Chaos nimmt seinen Lauf, zumal sich auch noch die Intrigantin Biggi (Angelika Milster, spielte auch schon 1995 mit) den Club zum Schnäppchenpreis unter den Nagel reißen will. Für eine moderne Prise Diversität sorgt Edwins Bekanntschaft mit einem lokalen Ladyboy, der ihm aus der Patsche hilft – eine Lovestory entwickelt sich dann aber letztlich zwischen Edwin und Änne (Cordula Stratmann), einer patenten Budenbesitzerin aus dem Rheinland.
Wie schon im Film aus den Neunzigerjahren wird auch in der Miniserie viel gesungen, denn der Vierteiler ist nicht nur im Urlaubs-, sondern auch im Schlagermilieu angesiedelt. Wenn am Ende alles aufs Happy End zuläuft, darf nicht nur Angelika Milster trällern, sondern auch Hape Kerkeling selbst, der ja mit der Schlagersängerin Uschi Blum („Sklavin der Liebe“) schon vor Jahren eine weitere Kultfigur schuf. Der Ohrwurm der Serie ist „Du liebst doch nur den Popo von Paloma“, den unter anderen Andrea Sawatzki anstimmt. Sie hat als Schlagersängerin Lilly de Jung zwar nur eine kleine Rolle, doch die verlebte Ex-Diva macht ihr sichtlich Spaß, wie überhaupt die große Spielfreude aller Darsteller über den bisweilen betulichen Humor hinweghilft.
Im Jahr 1984 – mit 20 – hatte Kerkeling seine erste eigene Sendung, nicht alles, was er seitdem auf den Bildschirm brachte, war von Erfolg gekrönt. Ab 2014 gönnte er sich eine mehrjährige Auszeit, 2021 gab er das Ende der Pause bekannt und versprach mehrere neue Projekte. Im Fernsehen war er seitdem mit dem Reisemagazin „Hape und die sieben Zwergstaaten“ bei Vox zu sehen, es folgte, ebenfalls bei Vox,„Ein Abend mit Hape Kerkeling“, zu dem er Dunja Hayali als Gast empfing. Es blieb bei einer Ausgabe.
Die Serie „Club Las Piranjas“ wurde im vergangenen Jahr auf Mauritius und in Köln gedreht und steht bereits beim kostenpflichtigen Anbieter RTL plus zur Verfügung.