Kulturkampf im Norden

von Redaktion

„Ostsee für Sturköppe“ bietet Unterhaltung mit Hintergrund

VON KATHARINA DOCKHORN

Voller Zuversicht reist Eva Jensen (Jennifer Ulrich) in einen kleinen Ort an der mecklenburgischen Ostseeküste, um sich einen Traum zu erfüllen. Die Hamburger Tischlerin will nach der Trennung von ihrem Freund und Geschäftspartner eine Werkstatt kaufen und einen neuen Lebensabschnitt beginnen.

Einfach wird es nicht, wie sich gleich nach ihrer Ankunft herausstellt. Die Annonce zum Verkauf der von Eva favorisierten Werkstatt hatte Heide (Jutta Wachowiak) ohne Wissen ihres Mannes Hinrich (Hermann Beyer) aufgegeben. Der 77-jährige Sturkopf denkt gar nicht daran, den Reparaturbetrieb für den eigenen Strandkorbverleih aufzugeben. Die kleine Firma war jahrzehntelang in der Hand der Familie, in der DDR führte er den Betrieb unter Aufsicht des Staates. Nach 1990 hat er den Betrieb wieder aufgepäppelt. Eva Jensen lässt sich von seiner grantigen Zurückweisung nicht entmutigen. Ihren beharrlichen Überzeugungsversuchen folgt der Film „Ostsee für Sturköppe“, den Regiedebütantin Joana Vogdt nach dem Drehbuch von Sarah Esser inszenierte. Das Erste strahlt ihn an diesem Freitag um 20.15 Uhr aus.

Eva Jensen geht im Ort Klinken putzen, um neue Kunden zu finden. Hier klemmt eine Tür, dort steht eine alte Truhe, die restauriert werden müsste, woanders haben sich die Stufen einer Treppe verzogen. Doch ihre Anstrengungen sind vergeblich. Ihre einzige Stütze ist ihre Zimmerwirtin, die ihr wichtige Tipps gibt, um die Mecklenburger für sich einzunehmen.

Und dann ist da noch der örtliche Konkurrent um den Kauf der Werkstatt. Christian (Max Woelky) betreibt mit seinem Bruder einen Fischhandel, will sich aber mit einem Imbiss in Strandnähe selbstständig machen. Über den Streit kommen sich die jungen Leute näher – das Happy End zeichnet sich früh ab. Eva gibt ihrem Konkurrenten Christian aber auch den Anstoß, seinem eigenen großen Traum zu folgen.

Hauptdarstellerin Jennifer Ulrich trägt die Geschichte, sie gibt ihrer Eva Jensen eine offene, sympathische Ausstrahlung. Für einen Wermutstropfen in dem unterhaltsamen Film sorgen die gesellschaftlichen und politischen Aspekte. Dabei geht es 33 Jahre nach Mauerfall um die Toten an der DDR-Grenze – und um die späteren Kränkungen durch Westdeutsche, die im Osten wichtige Positionen übernehmen.

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