„Deutschland muss sich bewegen“

von Redaktion

INTERVIEW RTL-Moderator Peter Kloeppel über seine neue Doku, Personalmangel und Bürokratie-Irrsinn

Fast täglich fährt Peter Kloeppel von seinem Wohnort Bonn zur Arbeit nach Köln, dem Sitz von RTL. Seit geschlagenen drei Jahren muss der Moderator („RTL Aktuell“) vorbei an einer Brücken-Baustelle – und regt sich auf: „Ich habe das Gefühl, da passiert nichts Entscheidendes“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Mal werde vier Wochen gearbeitet, dann liege sechs Monate alles still. „Das treibt mich in den Wahnsinn“, so der 65-Jährige. „Brückenbauen – das müssten wir doch können.“

Nichts läuft, alles stockt – das ist ein Gefühl, das viele Bürger im Moment haben. Überall Personalmangel, fehlende Digitalisierung und bürokratische Hürden. All das „Durchleuchtet“ Kloeppel nun in der gleichnamigen Doku.

Zu Beginn des Films sagen Sie: „Es lief doch mal alles so reibungslos in diesem Land.“ Seit wann läuft es nicht mehr?

Vielleicht ist das auch ein bisschen romantisch, dass man sagt: Früher war alles besser. Ich glaube aber, dass es in den 70er-, 80er-Jahren gekippt ist. In der Zeit haben wir uns als Land einen gewissen Wohlstand erarbeitet, eine Sicherheit. Und wir haben alles dafür getan, beides nicht mehr aufzugeben. Im Gegenteil – es sollte alles noch sicherer werden. Gleichzeitig hat sich so aber eine Bürokratie ausgebreitet, die sich als Makler der Sicherheit verstanden hat.

Inwiefern?

Insofern, als dass man gesagt hat: „Wenn du ein Haus baust, mach dir keine Sorgen. Die Bauvorschriften sind so super, da kann nichts schiefgehen.“ Dass dadurch aber der Bau eines Hauses zum Teil um ein oder zwei Jahre verzögert wurde, hat unser Leben im Lauf der Jahre immer schwieriger gemacht. Und wenn man einmal in dieser Verwaltungsbürokratie-Welle drinsteckt, ist es schwer, wieder herauszukommen. Erst recht, wenn sich die Rahmenbedingungen ändern. Dazu gehört etwa die Digitalisierung, die viel erleichtern würde – aber nur, wenn man sie auch annimmt. Und Bedenken hinten anstellt.

In Deutschland steht beim Thema Digitalisierung immer der Elefant Datenschutz mit im Raum.

Oh ja. Der Datenschutz. Da gibt es wichtige Regeln. Aber wenn der Datenschutz dazu führt, dass er vieles, was die Digitalisierung vereinfachen würde, verhindert – dann werden wir weiter hinterherhinken und vor allem für Menschen, die zu uns kommen und arbeiten wollen, kein attraktiver Partner sein.

Damit wären wir beim nächsten Problem, dem Fachkräftemangel.

Ja, wir sehen es in der Pflege, wo es besonders schlimm ist. Aber auch im Handwerk. Ein Klempner, ein Metzger, ein Gastronom – das sind alles tolle Jobs mit durchaus attraktivem Auskommen. Wenn wir diese Branchen nicht unterstützen und sagen, das Handwerk ist ein mindestens genauso attraktiver Beruf wie ein akademischer, dann werden die Probleme nicht kleiner.

Und wie kommen wir aus diesem ganzen Schlamassel wieder raus? Haben Sie eine Idee?

Deutschland muss sich bewegen! Und ich meine wirklich: alle. Nicht nur unsere politische Klasse, sondern auch das Beamtentum, die Verwaltung. Manchen Bürgern, die engagiert Projekte betreiben, werden zu oft bürokratische Hürden in den Weg gestellt, das geht nicht! Und die Bürger müssen auch bereit sein, sich umzustellen und vielleicht manches Liebgewonnene aufgeben. Wir müssen flexibler werden. Es würde uns allen auch guttun, mutiger zu sein. Über den Tellerrand hinaus zu blicken. Und von denen zu lernen, die es besser machen.

„Peter Kloeppel:

Durchleuchtet“, heute,

20.15 Uhr, RTL.

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