Kein Platz für Krawall

von Redaktion

Caren Miosga startet am Sonntag Polittalk im Ersten und wünscht sich „Gespräche mit Erkenntnisgewinn“

Ihrer neuen Aufgabe als Polittalkerin im deutschen Fernsehen blickt sie „mit Respekt und Demut entgegen“: 16 Jahre lang moderierte Caren Miosga die „Tagesthemen“. An diesem Sonntag beerbt sie Anne Will, die im Dezember ihren Abschied gab. In der ersten Ausgabe ihrer gleichnamigen Talkshow wird Caren Miosga mit dem CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz über die Zukunft seiner Partei diskutieren. Das Thema der Premiere am Sonntagabend um 21.45 Uhr im Ersten: „Merz richtet die CDU neu aus – wird Deutschlands Zukunft konservativ?“ Ebenfalls zu Gast sind „Zeit“-Journalistin Anne Hähnig und Soziologie-Professor Armin Nassehi, wie der Sender aktuell mitteilte.

Das Credo der 54-jährigen Talkerin: „Wir möchten auf Krawall verzichten und die Runde nicht so besetzen, dass alle einander die Köpfe einhauen. Diese Form der Orchestrierung passt nicht in diese unruhige Zeit.“

Gespräche mit Erkenntnisgewinn statt Streit und Phrasen: Miosga weiß, wie schwer das zu erreichen ist. Denn eines hat sie in ihrer Zeit als „Tagesthemen“-Moderatorin über Politiker gelernt: „Die reden ihre Schablonen hoch und runter.“ Um das zu verhindern, möchte Miosga das starre Konzept der Gesprächsrunde aufbrechen: Künftig sollen pro Ausgabe weniger Gäste eingeladen werden, die jeweils mehr Sendezeit haben, und im Idealfall soll jede Sendung mit einem Einzelgespräch wie dem mit Friedrich Merz beginnen. Ergänzend sind Erklärstücke und kurze Reportagen zum jeweiligen Thema der Woche geplant.

„Deutschland steht am Beginn eines unruhigen Jahres“, sagt Miosga. „Was sich gerade politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich tut, wollen wir hinterfragen und besser verstehen.“ Am Sonntagabend soll es unter anderem darum gehen, wie sich die CDU zur AfD abgrenzen will und was dieser Kurs für die Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg in diesem Jahr bedeutet.

Der neue Polittalk kommt 30 Mal im Jahr im Anschluss an den quotenstarken Sonntagskrimi und wird im Studio in Berlin-Adlershof live produziert. 5,8 Millionen Euro lässt sich die ARD das Format jährlich kosten, davon 580 000 Euro für die Moderation, umgerechnet erhält Miosga also rund 19 000 Euro pro Ausgabe – eine Summe, die unlängst durchsickerte und deren Höhe da und dort für Erstaunen sorgte. Überhaupt wird sich Caren Miosga in ihrer neuen Position womöglich an Gegenwind gewöhnen müssen, nachdem sie zuletzt bei den „Tagesthemen“ so ziemlich Everybody’s Darling war – sogar für ihre ironisch gehobenen Augenbrauen gab es immer wieder Komplimente.

Miosga ist seit 2007 mit einem Facharzt für Pathologie verheiratet, das Paar hat zwei Töchter im Teenager-Alter und lebt in Hamburg, wo die Journalistin studiert hat. CORNELIA WYSTRICHOWSKI

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