Im Rausch des Rhythmus’

von Redaktion

Der Kulturkanal Arte blickt zurück auf das popmusikalische Zeitalter des Disco-Sounds

VON MARTIN WEBER

Eingängige Tanzrhythmen, bunte Glitzerklamotten, dazu die Stimmen von Donna Summer oder den Bee Gees – Disco war nicht nur eine Musikrichtung, sondern auch ein Lebensgefühl. Doch Disco hatte vor allem in den frühen Siebzigerjahren auch eine rebellische Note, wie diese Dokumentation zeigt. Es war der Sound der Ausgegrenzten und wurde in New York vor allem in Bars und Clubs gespielt, die von Schwulen, Lesben, Schwarzen und Hispanos besucht wurden.

Der britische Dreiteiler „Disco – Soundtrack eines Aufbruchs“, den Arte heute ab 21.35 Uhr am Stück zeigt, schildert den Aufstieg und Niedergang einer Musikrichtung, an der sich bis heute die Geister scheiden – die einen lieben die Songs von Gloria Gaynor oder den Village People und Filme wie „Saturday Night Fever“ mit John Travolta, während die anderen Disco und alles was damit zu tun hat, rigoros ablehnen. Mit Zeitzeugen, Musikexperten, DJs und natürlich auch Künstlern von damals führt der von vielen Hits untermalte Beitrag Zuschauerinnen und Zuschauer in die schillernde Welt unter der silbernen Glitzerkugel, die damals in keiner Discothek fehlen durfte.

Beeinflusst von musikalischen Stilrichtungen wie Funk, Soul und Rhythm & Blues etablierte sich in den frühen Siebzigern in New York eine neue Tanzmusik. Keimzelle der neuen Bewegung war das Loft des Discjockeys David Mancuso am Broadway, wo sich regelmäßig ein buntes Volk von Tanzbegeisterten versammelte, um sich dem Rausch des Rhythmus’ hinzugeben – New York war zu dieser Zeit eine von Krisen gebeutelte Stadt und zudem ein sehr gefährliches Pflaster mit einer enorm hohen Mordrate.

Die neue Musik breitete sich schnell in der ganzen Stadt aus, in Clubs wie dem „Gallery“ oder dem „Paradise Garage“ kamen Menschen jeder Hautfarbe und jeder sexuellen Orientierung zusammen, um gemeinsam das Leben und die Liebe zu feiern. Diese Vorläufer der ersten Discotheken waren für Angehörige von diskriminierten Minderheiten auch sichere Orte, an denen sie keine Furcht vor Gewalttaten haben mussten.

Von New York aus eroberte Disco dann die ganze Welt und wurde zum Lebensgefühl. Hits wie „Soul Makossa“ von Manu Dibango, „Rock you Baby“ von George McCrae oder „Lady Marmalade“ von der Girlband Labelle eroberten weltweit die Charts. Doch mit dem Erfolg ging auch die Kommerzialisierung einher, und als immer mehr lieblos und billig produzierte Tracks den Markt überschwemmten, blieb von der einst subversiven Kraft der neuen Musikrichtung nicht mehr viel übrig. Disco war am Ende, und als in den Achtzigern Aids ausbrach, starben auch viele Protagonisten.

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