Das ganze Leben ein Zirkus

von Redaktion

INTERVIEW Schauspielerin Jutta Speidel hat ihren ersten Roman geschrieben. Es geht um Clowns

Jutta Speidel ist im Stress – jeder will mit ihr sprechen. Sie baut ein drittes Horizont-Haus, sie wird Ende März 70, und jetzt hat sie auch noch einen Roman geschrieben. Ihren ersten. Eigentlich sollte es ja ein Exposé für einen Film werden – aber dann kam doch alles ganz anders. Zum Glück, denn nun ist das Buch mit dem Titel „Amaryllis“ erschienen. Ein Blumenbuch ist es allerdings nicht geworden, vielmehr taucht Speidel in die Welt der Clowns und des Zirkus ein. .

Was ist das für ein Buch? Ihre Biografie? Oder die von Ihrem Alter Ego? Oder ist alles komplett erfunden?

Nein, nein, nein.

Es ist einfach eine schöne Zirkus-Geschichte?

So ist es. Es ist eine fiktive Geschichte mit vielen persönlichen Erinnerungen und Charakterzüge von lieben Menschen. Ich habe viel geklaut, ich bin ein ganz schlimmer Dieb – bei Freunden, bei meinen Eltern, bei Menschen, die mir am Herzen liegen. (Lacht.)

Am Herzen liegt Ihnen vor allem der Zirkus…

Und wie, besonders die Clowns! Mit Fritz Wepper war ich einmal Clown bei „Stars in der Manege“, das war eines der Highlights in meinem Leben, wirklich. Schon als Kind liebte ich den Zirkus und alles, was damit zu tun hat. Erst recht seit meinem ersten Besuch bei Roncalli bin ich infiziert.

Also ist das Buch doch ein wenig autobiografisch?

Ich bin kein Clown. Aber ich bin total in diese Welt eingestiegen, habe sehr viel recherchiert. Und ich habe sogar eine Verwandte, die Clown ist. Sie hat mir die Welt des Zirkus von ihrer Seite her gezeigt. Ich bin eingetaucht in diese Welt – und dann kam die Pandemie.

Und Sie hatten plötzlich viel Zeit…

Ich dachte mir: Wenn ich den ersten Satz weiß, schreib ich los. Bei einem Spaziergang stand der erste Satz plötzlich vor mir und ich konnte es kaum erwarten, nach Hause zu kommen und anzufangen zu schreiben.

Hatten Sie sofort einen Verlag?

Nein, überhaupt nicht! Ich habe das Buch über eineinhalb Jahre angeboten, war mit vielen im Gespräch. Das war mühsam und deprimierend. Es ist nämlich nicht so, dass, wenn Jutta Speidel schreibt, es jeder verlegen will. Zu Langen Müller kam ich durch puren Zufall, bei der Beerdigung von Barbara Noack, da lernte ich den Verleger Michael Fleissner kennen.

Warum haben SIe den Titel „Amaryllis“ für Ihren ersten Roman gewählt?

Das ist meine Geburtsblume, eine Amaryllis stand wirklich am Nachttisch meiner Mutter bei meiner Geburt. Für mich ist die Blume eine Metamorphose. Diese Knolle, die da rumdümpelt und die man schon wegschmeißen will, bekommt plötzlich einen grünen Stiel und wunderschöne Blüten. Das ist für mich auch ein Symbol, was aus Menschen wachsen kann, wie ein Mensch sich verwirklichen kann.

Das Gespräch führte Maria Zsolnay.

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