In postapokalyptischen Filmen und Serien ist die Erde wahlweise durch einen Atomkrieg verwüstet, überflutet oder die Menschheit einfach nur am Ende. Jeder kämpft gegen jeden. Der Clou im Sechsteiler „Helgoland 513“, zu sehen ab heute freitags in Doppelfolgen bei Sky, ist ein anderer. Nach einer Seuche haben sich einige hundert Überlebende auf der Insel von der Außenwelt abgeschottet. Die Ziffer im Titel bezieht sich auf die Bevölkerungszahl – mehr als 513 Personen kann die Insel nicht versorgen. Wird ein Baby geboren, muss jemand anderes weichen.
Über Wohl und Wehe des Kollektivs wieder Willen wacht ein „Inselrat“. An dessen Spitze steht Beatrice (Martina Gedeck), eine eiskalte Machtpolitikerin. Ganz anders Marek (Alexander Fehling), ein Mediziner, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, einen Impfstoff gegen die Seuche zu finden. Der Arzt ist weit und breit der einzige Sympathieträger.
Dystopische Geschichten waren immer schon ein Kommentar zur Gegenwart. Und natürlich drängen sich Parallelen zu Corona geradezu auf, und möglicherweise war die Pandemie tatsächlich das Anfangsmotiv, aber die Serie lässt sich genauso gut als Spiegelbild der Flüchtlingsdebatte betrachten. Im Vordergrund geht es jedoch um die Strukturen, denen sich die Gemeinde unterwirft. Auf Basis eines nicht näher erläuterten Punktesystems ist eine Rangliste entstanden. Wer unverzichtbar ist, steht oben, durch positives Verhalten lassen sich Plätze gut machen. Die Menschen am Ende der Liste müssen bei der nächsten genehmigten Geburt mit ihrer Auslöschung rechnen.
Was in der Theorie wie ein reizvolles Sozialexperiment klingt, hat in der Umsetzung allerdings den Mangel, dass es erst spät wirklich spannend wird – als die Vorgeschichte nachgereicht wird. So wird beispielsweise verraten, wie Autokratin Beatrice vor dem Ausbruch der Seuche ihren Lebensunterhalt verdient und wann sie zur Demagogin mutiert ist. Damals lebten auf Helgoland über tausend Menschen – durch einen perfiden Plan konnte die Bevölkerung auf die Zielzahl 513 reduziert werden. Plötzlich wirkt die Serie nicht mehr nur wie eine Metapher für die „Festung Europa“, sondern auch wie eine nicht minder zynische Variante der rechtsextremen „Remigrations“-Fantasien.
Umso bedauerlicher, dass sich das insgesamt fünfköpfige Drehbuchteam rund um Robert Schwentke viel Zeit für die Exposition gelassen hat. Gerade den ersten vier Folgen mangelt es mitunter doch ein wenig an Tempo. Hinzu kommen darstellerische Schwächen. Das betrifft zwar in erster Linie die jungen Ensemblemitglieder, aber einige der prominent besetzten Gastauftritte sind längst nicht so originell wie von den Machern vermutlich erhofft.