Filmproduzent Martin Moszkowicz war bis Ende Februar Vorstandsvorsitzender der Münchner Constantin-Film. An diesem Donnerstag wird der 66-Jährige mit dem Carl Laemmle Preis der Stadt Laupheim geehrt. © Mathias Bothor
Einmal im Jahr weht ein Hauch von Hollywood durchs beschauliche Laupheim. Dann ist die schwäbische Geburtsstadt von Carl Laemmle, dem späteren Gründer der berühmten Universal Studios, Kulisse für die Verleihung des nach ihm benannten Preises. An diesem Donnerstag wird die mit 40 000 Euro dotierte Auszeichnung an den Münchner Produzenten Martin Moszkowicz verliehen. Eine Ehrung, die im Vorfeld auf heftige Kritik stößt und für die Unterzeichner eines offenen Briefes „einen bitteren Beigeschmack“ hat.
„Die Wahl dieses Preisträgers zum jetzigen Zeitpunkt hat in der Gemeinschaft der Filmschaffenden Irritation, Enttäuschung und Verärgerung ausgelöst“, teilten 16 Verbände in ihrem Anschreiben mit. Nach eigenen Angaben vertreten sie insgesamt 5000 Filmschaffende. Und die werfen dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Münchner Constantin Film „grobes Versagen“ beim Umgang mit den Übergriffen am Filmset von Til Schweigers Kinofilm „Manta Manta – zwoter Teil“ vor.
Vor ziemlich genau einem Jahr trauten sich Crewmitglieder an die Öffentlichkeit und sprachen von einem „Klima der Angst“ am Drehort, tätlichen Übergriffen des alkoholisierten Regisseurs Til Schweiger und groben Verletzungen der Arbeitsschutzregelungen (siehe Kasten). Moszkowicz habe zu diesem Zeitpunkt als Arbeitgeber versagt und die Vorwürfe zunächst „heruntergespielt“, heißt es in dem Brief, den unter anderem der Bundesverband Regie, Initiative Fair Film, Pro Quote Film und der Verband der deutschen Filmkritik veröffentlicht hat. Erst nach erdrückender Beweislast habe er seine Fehler eingestanden und sich entschuldigt.
Bereits im Januar hatte die Deutsche Produzentenallianz gemeinsam mit der Carl-Laemmle-Geburtsstadt Laupheim Martin Moszkowicz als Preisträger erkoren. Eine gute Idee angesichts der Missstände, die in der Branche offengelegt wurden? „Die unabhängige Jury des Carl-Laemmle-Produzentenpreises hat eine ausgewogene Entscheidung getroffen“, sagt Björn Böhning, Sprecher des Gesamtvorstands der Produktionsallianz, auf Nachfrage unserer Zeitung. „Ausgezeichnet wird das 40-jährige Lebenswerk des Filmschaffenden Martin Moszkowicz, welches in Deutschland seinesgleichen sucht. Als Produktionsallianz respektieren wir die autonome Entscheidung der mit Expertinnen und Experten der Branche besetzten Jury und stehen umfassend dahinter.“
Moszkowicz, der an mehr als 300 Filmproduktionen beteiligt war, wird nicht nur für sein filmisches Schaffen, sondern auch „für seinen unermüdlichen Einsatz gegen Antisemitismus und das mahnende Teilen der Geschichte seiner Familie in der Shoah“ ausgezeichnet, so die Jury, in der auch ARD-Programmdirektorin Christine Strobl sitzt.
Eine Lebensleistung, die von den Unterzeichnern des offenen Briefes durchaus anerkannt wird. Es ist der Zeitpunkt, der irritiert: Gerade mal ein Jahr nach dem Schweiger-Skandal werde mit diesem Preis ein Zeichen in die Branche gesendet: „Sie zeigen damit, dass Sie es tolerieren, wenn toxische Arbeitsbedingungen erst geduldet und dann vertuscht werden.“ ASTRID KISTNER/DPA