Ihre Beziehung steht im Fokus der neuen Staffel: Bridgerton-Spross Colin (Luke Newton) und die schüchterne Penelope Featherington (Nicola Coughlan). © Cr. Liam Daniel/Netflix
Liebe, Intrigen und viel nackte Haut in Schlössern und Palastgärten: Die opulente Kostümserie „Bridgerton“ über das Hauen und Stechen auf dem Londoner Heiratsmarkt des frühen 19. Jahrhunderts ist eines der stärksten Zugpferde bei Netflix, schließlich gehört die mit Juwelen, Sex und Witz pikant gewürzte Romanze zu den erfolgreichsten Serien des Streamingdienstes. Nach zwei Jahren Pausen startet heute die von Fans ersehnte dritte Staffel der Herzschmerz-Saga, in der die hindernisreiche Partnersuche der acht Sprösslinge des vornehmen Hauses Bridgerton in die nächste Runde geht.
In der Premierenstaffel 2020 glich „Bridgerton“ einer erotisch aufgeladenen Seifenoper in alten Zeiten: Die Szenen zwischen Daphne Bridgerton (Phoebe Dynevor) und dem Duke of Hastings (Regé-Jean Page) wurden im Internet vielfach durchgehechelt – die Serie ging als ein hochwillkommener, bunter Lichtblick in der Corona-Pandemie durch die Decke. Die zweite Staffel verschob den Fokus von deftiger Sinnlichkeit hin zu mehr Drama mit einem gehörigen Schuss „Sissi“-Romantik. Die acht neuen Folgen drehen sich um das nächste Paar, dessen Auf und Ab erneut genüsslich ausgewalzt wird: den Bridgerton-Spross Colin (Luke Newton) und die rothaarige Penelope Featherington (Nicola Coughlan), die heimlich in ihn verknallt ist.
Im dramatischen Finale der vorherigen Staffel war ausgerechnet ihre beste Freundin hinter Penelopes Geheimnis gekommen: Das Mauerblümchen führt ein Doppelleben. Niemand anderes als sie verbirgt sich hinter der mysteriösen Lady Whistledown, einer scharfzüngigen Klatschautorin, die in einem Tratschblatt Gerüchte über die High Society verbreitet und damit für viel Unruhe sorgt.
„Bridgerton“ basiert auf Julia Quinns gleichnamiger Romanreihe und ist optisch auch diesmal wieder ein Traum in Pastell und Puderzucker. Doch unter der funkelnden Oberfläche bietet die Serie eine kesse Mixtur, die aus der Adaption der eher kitschigen Bücher ein weltweites Phänomen gemacht hat: Mit lustvoller Übertreibung nimmt sie allzu romantisch-verklärte Vorstellungen vom Adelsalltag aus der Regency-Epoche aufs Korn, in der unter anderem auch die Romane von Jane Austen wie „Stolz und Vorurteil“ spielen. Die Darsteller mussten vor den Dreharbeiten ein sechswöchiges Training absolvieren, um bei adeligen Umgangsformen, Reiten oder Gesellschaftstanz sattelfest zu sein. Zugleich bemüht sich die Erfolgssaga von Shonda Rimes aber nur bedingt um historische Korrektheit, sondern setzt bewusst auf Brüche und moderne Elemente, etwa wenn in den aristokratischen Salons nicht nur Musik von Bach gegeigt wird, sondern auch klassisch arrangierte Stücke von Billie Eilish oder Taylor Swift zu hören sind.
Übrigens: Wer nicht genug vom Look der Serie bekommt, kann online eine üppige Bridgerton-Kollektion erstehen. CORNELIA WYSTRICHOWSKI