Dreiecksgeschichte: Cris Blohm (Johanna Wokalek), ihr Partner Dennis Eden (Stephan Zinner, hinten), und Brandermittler Hanno Senoner (Golo Euler). © Alexander Fischerkoesen/BR
Ihren Kollegen hält man für ihren Chef, ihre Fragen am Tatort werden nicht beantwortet – und dann fällt die Ermittlerin auch noch wie im Slapstick rückwärts in ein Beweisstück. Kaum zu glauben, dass diese Frau diesen Fall um eine Brandleiche lösen kann. Oh doch, sie kann! Und wie!
Krimispezialist Alexander Adolph hat einer hervorragenden Schauspielerin ein hervorragendes Drehbuch auf den Leib geschrieben. Johanna Wokalek gibt dieser vermeintlich uncharismatischen, unscheinbaren, extrem verletztlich wirkenden Cris Blohm eine stille Stärke, die sie zur unbewegten Bewegerin in diesem Münchner „Polizeiruf 110“ (ARD) macht. „Funkensommer“ kommt ohne drastische (Mord-)Szenen aus, das Grauen spiegelt sich in den Gesichtern der Handelnden in diesem Fall um einen „warmen Abriss“, bei dem ein Mensch zu Tode kommt.
Adolph, der auch Regie führte, erzählt die Geschichte im Kammerton, lässt Bilder sprechen, setzt auf karge, präzise Dialoge. Seine inszenatorische Handschrift erinnert an „Unter Verdacht“, den inzwischen eingestellten, großartigen München-Krimi des ZDF mit Senta Berger. Das arrogant-hemdsärmelige „Mia san mia“, die Selbstverständlichkeit, mit der die Großkopferten ihre eigenen Gesetze machen und damit am Ende durchkommen – es wird hier wunderbar elegant durchgespielt.
Clou des Plots ist die zarte Liebesgeschichte Blohms mit dem Brandermittler, gespielt von Golo Euler. Auch sie fliegt so dahin wie die Funken eines Sonnwendfeuers – bis zum Schluss bleibt in der Schwebe, was es mit dieser Liaison auf sich hat und ob stimmt, was Cris ihrem Lover vorwirft.
Filmemacher Adolph kann sich auf ein brillantes Ensemble verlassen – Stephan Zinner als Riesenbaby Dennis Eden, Jessica Kosmalla als Staatsanwältin jenseits aller Klischees, Gerhard Wittmann als Wachmann, der zur tragischen Figur wird, Johann Schuler, Marlene Morreis und Frederic Linkemann als Unternehmerfamilie wie aus dem Bilderbuch.
Der „Polizeiruf“ aus München – auch in der Ära Wokalek erstklassig. RUDOLF OGIERMANN