Bis heute gut im Geschäft: Schauspieler Günther Maria Halmer, inzwischen 81 Jahre alt, kann auf eine lange, erfolgreiche Karriere zurückblicken. © Imago
Er ist inzwischen 81, doch Schauspieler Günther Maria Halmer wird auch nach 50 Jahren noch mitunter als „Tscharli“ angesprochen. „Diese Leute waren teilweise noch gar nicht geboren, als die Serie lief“, wunderte sich Halmer jetzt in einem Interview der „Augsburger Allgemeinen“. In der 1974 erstmals ausgestrahlten Kultserie „Münchner Geschichten“ von Helmut Dietl (1944-2015) spielte er den Lebenskünstler Karl „Tscharli“ Häusler. Zum Jubiläum wiederholt das BR-Fernsehen derzeit immer sonntags um 22.30 Uhr alle neun Folgen.
Es war vor 50 Jahren nicht nur Halmers Durchbruch, sondern auch das Debüt von Dietl. Die Serie spielt in den Siebzigerjahren in der Landeshauptstadt, im ehemals kleinbürgerlichen Lehel, in dem sich jetzt die Schickeria breitmacht. Erzählt werden Episoden aus dem Leben von Tscharli und seiner Großmutter Anna Häusler, gespielt von Therese Giehse. Während diese mit Humor und Skepsis auf die Veränderungen reagiert, ist ihr Enkel auf den raschen finanziellen Erfolg aus, um ein süßes Leben zu führen.
Die Serie habe ihn bekannt gemacht, er sei dadurch aber auch in eine Schublade gesteckt worden, so Halmer, der in Rosenheim geboren wurde und mit seiner Frau bis heute in einem kleinen Dorf im Chiemgau lebt. „Denn plötzlich war ich der Münchner Strizzi und bekam auch solche Angebote, nur dass die Drehbücher viel schlechter waren als die vom Dietl.“ Es sei nicht leicht gewesen, sich davon zu lösen.
Letztlich ist es ihm aber gut gelungen. Halmer spielte 1986 – wenn auch nur ein einziges Mal – den Chefermittler im Münchner „Tatort“, bevor er von 1988 bis 2001 als „Anwalt Abel“ Fälle löste. Später standen neben Dramen wie „Die Konferenz“ (2004) und „Marias letzte Reise“ (2005) und „Lang lebe die Königin“ (2020) auch eher leichte Stoffe wie „Plötzlich Opa“ (2006), „Ein Drilling kommt selten allein“ (2012) oder „Liebe auf Persisch“ (2018).
An der Figur des Tscharli finde er zwei Dinge interessant, erläuterte der Künstler: „Erstens, die ‚Dreiviertelreife‘, die ich heute, so glaube ich, trotz meiner 80 Jahre immer noch habe. Und mir gefällt, dass er nicht an ein Ziel im Leben glaubt. Denn er denkt, man verbaut sich viele andere Chancen, wenn man sein Leben zielgerichtet steuert.“ So laute dessen Motto: „Wenn etwas nicht klappt, egal, dann macht man etwas anderes. Ich kann das auch über mein Leben sagen.“
Mit Helmut Dietl habe er sich später verkracht, so Halmer, der damals an den Kammerspielen engagiert war. „Er hat nicht begriffen, dass die Dinge auf der Bühne aus der Stimmung heraus entstehen. Das habe ich ihm mehrmals vorgeworfen.“ Danach sei lange Funkstille gewesen.
Seine Frau habe ihn dann ermuntert, Dietl zu dessen 70. Geburtstag einen Brief zu schreiben, berichtete Halmer. Damals habe der Regisseur schon seinen Lungenkrebs öffentlich gemacht. Er habe sofort eine Antwort bekommen, erzählte Halmer, und ihn bald darauf besucht: „Das war rührend und traurig zugleich.“ BARBARA JUST