Eine Bühne für den Nachwuchs: Michael Mittermeier mit Kawus Kalantar, Ana Lucia, Freddy Ekué und Eva Karl Faltermeier (v. li.). © LPCC
Er spielt in den größten Hallen, doch Comedian Michael Mittermeier („Zapped“, „Paranoid“, „Safari“) liebt auch die kleinen Clubs, das Spontane, den direkten Kontakt zum Publikum. Im vergangenen Herbst gründete der 58-Jährige in München sein eigenes Etablissement, „Mittermeiers Lucky Punch Comedy Club“, in dem er Newcomern eine Bühne bietet. Denselben Titel trägt auch ein neues BR-Format, das morgen Abend Premiere hat. An sechs Donnerstagen präsentiert der gebürtige Dorfener dann jeweils um 22 Uhr Seite an Seite bereits bekannte Gesichter und vielversprechende Nachwuchskünstler. In der ersten Folge dabei sind Eva Karl Faltermeier, Ana Lucia, Kawus Kalantar und Freddy Ekué.
Kein „Mittermeiers Lucky Punch Comedy Club“ im Fernsehen ohne den echten Lucky Punch Comedy Club im ehemaligen Gasteig. Wie kam es dazu?
Ich hatte den Traum vom eigenen Club schon seit Jahren, weil die Stand-up-Szene in Deutschland so dermaßen boomt, was die große Masse vielleicht gar nicht so mitbekommen hat. Das spielt sich ja in Hinterzimmern ab, in kleinen Bars. Berlin war da natürlich Vorreiter, aber als sich in München auch eine Open-Mic-Szene („Offene Bühne“, auf der Laien selbst verfasste Nummern vortragen, Red.) gebildet hat, die wirklich stark war, 2018, 2019, da war für mich klar: Das müssen wir auch machen. Dann kam Corona. Aber jetzt läuft es, und es läuft super. Wir haben in den Fernsehaufzeichnungen Leute dabei, die sich bei uns im Club hochgespielt haben und von denen man sagen muss: Die kannst du ins Fernsehen stellen, die liefern da einfach ab! Darauf bin ich schon sehr stolz.
Nach welchen Kriterien haben Sie die Künstler fürs Fernsehen ausgesucht?
Ganz wichtig war mir, dass es eine bunte Mischung ist, die die gesamte Comedyszene widerspiegelt. Ich wollte ein paar wirkliche Newcomer haben, außerdem solche, von denen ich glaube, dass sie momentan die Besten der Szene sind, auch wenn man sie draußen noch nicht so kennt, Fred Costea, Kawus Kalantar, Alex Stoldt. Und natürlich solche, die schon einen Namen haben wie Eva Karl Faltermeier, Simon Pearce, Maxi Gstettenbauer, Martin Frank. Das ist übrigens genau die Mischung, die wir auch sonst im Club haben. Auch bekannte Leute probieren bei uns ihre Sets aus.
Was unterscheidet Ihre BR-Show von anderen Comedyshows im Fernsehen – abgesehen davon, dass viele Newcomer dabei sind?
Dass es bei uns abgefilmt ist. Es fühlt sich an wie ein Clubabend. Eine heiße Show, bei der zufällig Kameras dabei sind. Kein Fernsehpublikum im Fernsehstudio, sondern unser Clubpublikum, das bei uns Tickets gekauft hat und bei uns ein Hammer-Line-up serviert bekommt. Der BR hat damit wahrscheinlich die hipste Stand-up-Sendung, die es im deutschen Fernsehen gibt.
Was muss ein junger Comedian mitbringen, um beim Publikum eine Erfolgschance zu haben?
Ganz viel Leidenschaft und Herzblut für diese Kunstform. Sonst kannst du es vergessen. Wenn du auf die Bühne gehst und ein paar Jokes machst, um berühmt zu werden, dann interessiert das niemanden. Du musst über dich sprechen, über deine Sicht auf die Welt, nicht irgendetwas nacherzählen oder eine Nummer nur deshalb spielen, weil das bei anderen vielleicht auch funktioniert. Natürlich brauchst du auch Talent. So wie Freddy Ekué, der in der ersten Folge dabei ist. Der hat erst vor einem halben Jahr mit Comedy angefangen und legt da einen krassen Auftritt hin.
Was, wenn es mehr oder weniger freundliche Zwischenrufe gibt oder mal nicht geklatscht wird?
Damit muss man in einem Club immer rechnen. Es kann alles passieren. Aber das Tolle ist, dass die jungen Comedians, aber auch die, die das seit Jahren machen, durch solche Auftritte gestählt werden.
Gab es in Ihrer Karriere einen Moment, an dem Sie gedacht haben, dass das vielleicht doch nicht das Richtige ist?
Nee. Die Geschichte ist ja bekannt von dem Konzert aus dem Jahr 1987, als mich Bono aus dem Publikum auf die Bühne gezogen hat und ich ganz spontan mit der Gitarre ein Lied gespielt habe. Das wird immer so interpretiert, dass ich da beschlossen hätte, auch ein Star zu werden. Das stimmt nicht. Ich habe ja damals schon gespielt, habe mein erstes Soloprogramm vor Publikum getestet. Aber der Moment da auf der großen Bühne war so gewaltig, dass mich das nur bestätigt hat in meiner Entscheidung. Ich habe dann auch sofort meinen Job gekündigt. Ich habe auch nie gejammert, egal wie schlecht es lief. Manchmal saßen da nur zehn Leute. Das kleinste Publikum, vor dem ich je gespielt habe, waren zwei. Ich habe immer gesagt: „Es muss unten im Saal immer einer mehr sitzen als oben auf der Bühne.“
War das hier in München?
(Lacht.) Nee, das war irgendwo im Norden, in Kiel, glaube ich. Sie können sich vorstellen, dass sich die Zugfahrt da rauf nicht so gelohnt hat.