Gefährdete Schönheiten unseres Planeten

von Redaktion

Das ZDF sendet im Rahmen der „Terra X“-Reihe eine sehenswerte Doku über die Faszination Amazoniens

Der Film zeigt die Schönheit von Flora und Fauna, behält aber auch deren Bedrohungslage im Blick. Hier eine Nektarfledermaus an einem Marcgravia-Blütenstand. © Sako/ZDF

Eine Doku über die Faszination Amazoniens – originell ist die Themenwahl nicht gerade. Immerhin lag etwa dem populären „Micky Maus Magazin“ schon vor über 30 Jahren ein Sonderheft über „Tropische Regenwälder“ bei – nur einer von unzähligen redaktionellen Beiträgen zur Materie aus den vergangenen Jahrzehnten. Doch zeigt eine „Terra X“-Doku von Iris Gesang, die das ZDF an diesem Sonntag um 19.30 Uhr ausstrahlt, eben auch, warum der Amazonas mit seinen menschlichen, tierischen und pflanzlichen Bewohnern ein solcher Dauerbrenner ist und man anhand dessen einen so bildgewaltigen wie überzeugenden Einblick in die (gefährdeten) Schönheiten unseres Planeten vermitteln kann.

Der Film berichtet aus vier (vorrangig deutschen) Perspektiven. Da wäre einmal der „Ethno-Zahnmediziner“ (!) Roland Garve, der zu einem mehrtägigen Trauerritual des Matipu-Volkes im oberen Xingu-Gebiet Brasiliens reist. Die Klimafolgenforscherin Anja Rammig, die nördlich von Manaus Bäume mit CO₂ „düngt“, um die Auswirkungen der Klimakrise auf die Pflanzen prognostizieren zu können. Die Biologinnen Silvana Campello und Antje Müllner, die im Naturpark Cantao Riesenotter und Flussdelfine beobachten. Sowie die Forscher Eckhard Heymann und Sarina Thiel, die auf einer peruanischen Forschungsstation mit Tamarin-Affen und Fledermäusen die „Gärtner des Regenwaldes“ untersuchen – also das Zusammenspiel zwischen Tieren und Pflanzen.

Dabei entstehen so bemerkenswerte wie interessante Impressionen: etwa vom farbenfrohen Kopf- und Körperschmuck der Matipu, denen es bislang gelingt, ihre Traditionen zu bewahren. Glücklicherweise bleibt es kein reiner Blick von außen, kommt hier doch auch ein Medizinstudent zu Wort, der ein „Grenzgänger“ zwischen der indigenen und der Welt „der Weißen“ ist, wie er es nennt. Er kleide sich entsprechend seiner jeweiligen Umgebung, zolle beiden Kulturen Respekt, erzählt er – und zeigt damit angesichts der oft so verkrampften Debatten um Identitätspolitik und Co. einen verblüffend einfachen Weg auf. Ebenso im Gedächtnis bleiben wird das Bild dreier lachender Frauen, die begeistert die Köpfe zusammenstecken, um auf einem Drohnen-Monitor die Unterrichtseinheit einer Flussdelfin-Mutter und ihres Kalbs zu beobachten.

Filmemacherin Iris Gesang gelingt es, die Schönheit der südamerikanischen Flora und Fauna zu zeigen, dabei aber auch deren Bedrohungslage stets im Blick zu behalten. Ihre Doku ist konventionell und im bekannten Stil einer „Terra X“-Reportage erzählt; in Sachen Musikspur und Off-Kommentar teils ein wenig erwartbar. Was angesichts der Fülle an Eindrücken, den starken Bildern, interessanten Informationen und einer abwechslungsreichen Erzählweise aber nicht wirklich ins Gewicht fällt.

Ein gelungener Film über das so wichtige wie fragile Zusammenspiel der vielfältigen Kräfte auf diesem Planeten. Oder, um es mit dem Tropenökologen Heymann zu sagen, frei nach dem großen Naturforscher Alexander von Humboldt: „Alles ist mit allem verbunden“. KATHARINA ZECKAU

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