Richtig gut getroffen: die deutsche Schauspielerin Lena Klenke als Steffi Graf und ihr britischer Kollege Toby Sebastian als Andre Agassi. Man schaut ihnen gerne zu. © Umberto Poto/Bravado Media (2)
Am Ende bittet er sie um ein Versprechen. „Steffi“, sagt Andre Agassi und klingt sehr ernst, „falls wir eines Tages Kinder haben – dann lassen wir sie ohne Tennis aufwachsen.“ Sie stimmt zu. Und ein inniger Kuss besiegelt das gerade Besprochene. Diese Szene ist die letzte aus dem Film „Perfect Match“, der ab diesem Samstag bei Prime Video zu sehen ist und davon erzählt, wie im Leben der beiden großartigen Tennis-Stars Steffi Graf und Andre Agassi am Ende doch eines viel wichtiger war als der Sport: die Liebe.
Der Film konzentriert sich auf die Ereignisse in den Neunzigern
Ereignisse und Figuren seien frei erfunden, heißt es im Vorspann des 90-Minüters, der von Eric Welbers produziert wurde, einst Chef der Münchner Produktionsfirma ndf . Was vor allem wohl auf das Private abzielt. Wahrheitsgetreu erzählt Florian Gallenberger (Buch und Regie) nämlich von der Karriere der beiden. Wie sie, beide aufgewachsen als Kinder überehrgeiziger Väter, von klein auf trainieren (müssen), bis die Schmerzgrenze erreicht ist und darüber hinaus. Wie sie gedemütigt, ihrer Kindheit und Jugend beraubt werden. Wie sie gegen Krisen ankämpfen (bei Steffi vor allem in Bezug auf ihren Vater Peter Graf, der im Film von Michael Kessler gespielt wird). Und später Tennisgeschichte schreiben. Sie gewiss noch mehr als er.
Offiziell treten Graf und Agassi 1999 erstmals als Paar in der Öffentlichkeit auf. Ihre Liebesgeschichte hat da aber, so erzählt es der Film, auf eine schöne, zärtliche Art längst begonnen. Anfang der Neunzigerjahre ist es um Andre Agassi jedenfalls schon geschehen, als er merkt, dass „der deutsche Roboter“, wie er Steffi Graf nennt, gar nicht so eine seelenlose Maschine ist, wie es scheint. Tatsächlich zeichnet Gallenberger die Figur Steffi Graf als höchst disziplinierte Sportlerin und beinharte Kämpferin, aber eben auch als eine junge Frau mit Witz und Charme, die schlagfertig, entwaffnend ehrlich und auf eine Art sehr bei sich ist. Agassi hingegen ist der „wild boy“ der Szene, der gar nicht daran denkt, seine Mähne zu bändigen und Outfits in schrillen Farben trägt statt Shorts und Shirts in Wimbledon-Weiß.
Lena Klenke und Toby Sebastian sind die perfekte Besetzung
Die deutsche Schauspielerin Lena Klenke und der Brite Toby Sebastian sind die perfekte Besetzung für die beiden Rollen. Sie spielen sehr überzeugend, man schaut ihnen gerne zu. Und verzeiht dem Film deswegen, wenn er auf dem Weg zum Happy End einmal zu viel in Richtung Kitsch abbiegt. Denn bis die beiden sich tatsächlich finden, sind einige Runden zu spielen, Beziehungen zu beenden (Agassi war ja sogar verheiratet, mit Hollywood-Star Brooke Shields), Krisen zu meistern und so weiter.
Ob sich die Geschichte nun wirklich so zugetragen hat, ob sie sich heimlich getroffen haben, ob sie auf der Vespa durch Rom gefahren sind – wer weiß es schon. Steffi Graf und Andre Agassi – inzwischen Mitte 50 und Eltern zweier erwachsener Kinder – halten im echten Leben ihr Privatleben tatsächlich sehr privat. Aber wer die beiden sieht, auf Bildern oder bei einem der seltenen öffentlichen Auftritte, der sieht ein glückliches Ehepaar, das sehr viel Spaß miteinander hat. Man kann es sich also vorstellen, dass sie genau so zu dem wurden, wie es „Perfect Match“ erzählt. STEFANIE THYSSEN