Original und Schauspieler: Niki Lauda (li.) und Daniel Brühl, der den österreichischen Rennfahrer im Film spielt. © Harry Melchert Egoli Tossell
In den 1970er-Jahren waren Formel-1-Rennen noch selbstmörderische Angelegenheiten; viele Rennfahrer bezahlten ihre tollkühnen Überholmanöver mit dem Leben oder schwerwiegenden Verletzungen. Der Film „Rush – Alles für den Sieg“ erzählt davon auf mitreißende Weise. Arte zeigt ihn an diesem Sonntag ab 20.15 Uhr.
Den österreichischen Perfektionisten Niki Lauda (Daniel Brühl) hält die immer mitfahrende Gefahr nicht davon ab, sich beim Kampf um den Weltmeistertitel im Jahr 1976 einen erbitterten Wettstreit mit dem Engländer James Hunt (Chris Hemsworth) zu liefern, der so ziemlich das Gegenteil von ihm ist.
Während sich der britische Frauenschwarm James Hunt für gewöhnlich kurz vor seinen Rennen ungeniert übergibt, in einem Ausdruck von sowohl Lässigkeit als auch Todesfurcht, kommt der österreichische Perfektionist Niki Lauda bereits am frühen Morgen an, um die Rennstrecke abzulaufen. Lauda und Hunt begegnen sich zum ersten Mal bei einem Formel-3-Rennen 1970 in London und kämpfen in den Folgejahren um die Pole-Position – sowohl im Motorsport als auch privat.
Schnelle Autos, schöne Frauen, jede Menge Geld und die ständige Gefahr, das nächste Rennen nicht zu überleben – die Formel 1 diente immer als Vorlage für die Träume großer und kleiner Burschen. Der US-amerikanische Regisseur Ron Howard hat mit der massentauglichen Darstellung historischer Ereignisse bereits einige Erfahrung gesammelt, etwa mit den Filmen „Frost/Nixon“ oder „Apollo 13“. In „Rush – Alles für den Sieg“ lässt er jetzt die wilden Siebzigerjahre der Formel 1 auferstehen.
Eine Zeit, in der die Motorsportwelt nicht so perfekt und steril war wie heute. Eine Zeit, in der die Rennfahrer moderne Gladiatoren waren, die bei jedem Start tatsächlich ihr Leben riskierten und nicht nur gemäß einer Stallorder taktierten. Da Howard gelegentlich zur allzu großen Geste, zum alles übertönenden Pathos neigt, war Schlimmes zu befürchten. Doch „Rush“ ist zweifellos die bislang beste Arbeit des Filmemachers.
Er inszeniert die Rivalität zwischen James Hunt und Niki Lauda in „Rush – Alles für den Sieg“ als ebenso unterhaltsames wie ernstes Rennfahrer-Drama, das mit seinem flotten Erzählrhythmus zwar den attraktiven Leichtsinn suggeriert, der zumindest damals den Rennsport umwehte, im Kern aber als ambitionierte Charakterstudie angelegt ist. Vor allem belässt der Film beiden Kontrahenten und ihren konträren Lebensphilosophien jene Widersprüche, die echte Menschen ausmachen.
JAN LEHR/ULRIKE FRICK