„Ich hasse es, berühmt zu sein“

von Redaktion

Adele sagt in einem Interview, sie vermisse Anonymität – und stattet München einen Blitz-Besuch ab

Rundfahrt mit Schutzanzug: Adele ließ sich alles auf dem Areal zeigen.

In München: Adele begutachtete die Arena in Riem und war begeistert.

Sie sei „inzwischen alt und mürrisch“, findet Adele. Das Foto zeigt sie bei den Brit-Awards. © afp

Adele (36) gehört zu den erfolgreichsten Pop-Sängerinnen der Welt und schaut trotzdem wehmütig zurück auf die Zeit, in der sie noch nicht berühmt war. Das ZDF hat sie in London interviewt und gefragt, was sie an der Zeit vermisse. Ihre Antwort: Sie vermisse daran alles – am meisten wahrscheinlich, anonym zu sein. In der Zwischenzeit hat Adele München besucht, wo sie am 2., 3., 9., 10., 14., 16., 23., 24., 30. und 31. August auftritt – und das machte ihr schon bessere Laune.

Zu Beginn des Interviews zeigt die ZDF-Journalistin Adele auf einem Tablet Videoaufnahmen, die der Sender 2008 bei Proben auf einer kleinen Londoner Bühne drehte. „Oh mein Gott, daran erinnere ich mich“, ruft Adele beim Anblick ihres alten Ichs. „Alles hat sich seither geändert. Es wirkte viel müheloser als jetzt – Singen und überhaupt alles.“ Ihr sei damals nicht klar gewesen, wie sich ihr Leben kurze Zeit später entwickeln würde. „Das waren die letzten Jahre, in denen ich einfach ein x-beliebiges Mädchen in London war.“

Sie lacht über ihre Wimpern von damals. „Und das Haar! Total lässig, zu vollem Make-up.“ Dann wird sie ernst. „Ich vermisse alles aus der Zeit, bevor ich berühmt war. Am meisten, dass man anonym sein konnte. Ich liebe es, Musik zu machen und dass die Leute dafür empfänglich sind – weil es ja ganz unwahrscheinlich ist, dass einem das passiert. Aber berühmt zu sein, das hasse ich.“

Adele hatte in den vergangenen Jahren eine Show in Las Vegas – nun bauen ihr in München 700 Menschen eine Arena für 80 000 Zuschauer. Der Bildschirm erstreckt sich in dem Rund auf 120 Meter Breite, der größte bisher für eine Bühnenshow. So solle dem Publikum das Gefühl gegeben werden, dass sie jedem von ihnen nahekomme, erzählte Adele, die kürzlich das EM-Halbfinale in Dortmund besuchte. „Die Leute wollen dein Gesicht, damit sie sehen: Du bist es.“ Sie selbst redet mit bei vielen Details der Adele-Erlebniswelt. Am Wochenende war sie nach dem England-Spiel offenbar selbst vor Ort. So postete sie auf Instagram und Facebook Fotos, die sie in der Arena in Riem zeigen. „Es ist alles ein bisschen verdammt aufregend!“, schrieb sie dazu.

Ein neues Album sei nicht geplant, sagt sie im Interview. „Mein Speicher ist ziemlich leer, weil ich so sensibel bin und dauernd auf der Bühne stehe.“ Das sei emotional herausfordernd. „Vermutlich wird sich das auch nach den Auftritten in München so anfühlen. Das ist eine gute Sache – ein großer Energie-Austausch.“ Singen und Songschreiben könne sie nie aufgeben, neue Musik gebe es aber nicht. „Ich singe nicht mal zu Hause, wie seltsam ist das denn!“

Überhaupt sei sie dünnhäutig, verrät sie. „Ich bin 36 Jahre – inzwischen alt und mürrisch.“ Sie blicke wehmütig auf die Zeit vor ihrem Durchbruch – „und darauf, wer ich vielleicht hätte sein können ohne all das“. Aber dass die Leute so interessiert seien an ihren Songs, das sei schon verrückt. „Das wird niemals normal für mich sein. Und letztlich ist es das wert.“
JOHANNES LÖHR

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