Kampf ums Überleben: Die südkoreanische Netflix-Serie „Squid Game“ wird fortgesetzt. © YOUNGKYU PARK
Netflix wächst ungebremst und will klassischem Fernsehen verstärkt Zuschauer abjagen. Im vergangenen Quartal gewann der Videostreaming-Marktführer acht Millionen Kundenhaushalte hinzu. Auch bei Umsatz und Gewinn gab es deutliche Zuwächse – Netflix hat damit mehr Geld, um in neue Filme und Serien zu investieren. Weltweit hat der Dienst nun rund 277,7 Millionen Kundenhaushalte.
Seit 2023 geht Netflix gegen das Teilen von Passwörtern vor. Das treibt auch das Wachstum der Nutzerzahlen an. Denn viele bisherige Trittbrettfahrer holten sich ein eigenes Abo, statt Netflix den Rücken zu kehren. Im vergangenen Quartal hielten unter anderem eine neue Staffel der Serie „Bridgerton“ und Filme wie „Atlas“ und „Hit Man“ die Kunden bei der Stange. Zugleich wählen viele den günstigsten Weg, Netflix zu schauen: ein Abo mit Werbung. In den Ländern, wo das angeboten wird, entscheiden sich 45 Prozent der Neukunden dafür.
So steht Netflix vor der einzigartigen Herausforderung, ein Programm für mehr als 600 Millionen Menschen zu gestalten, die im Schnitt mehrere Stunden täglich den Dienst nutzen, wie Co-Chef Ted Sarandos betonte. Pro Jahr gibt der Streaming-Riese deshalb rund 17 Milliarden Dollar für Serien, Filme und Live-Sendungen aus. Der Betrag werde mit dem Umsatzwachstum noch steigen, sagte Sarandos. Netflix experimentierte zuletzt verstärkt mit Live-Events und wagt sich mit zwei Spielen der US-Football-Liga NFL zu Weihnachten auch ins teure Geschäft mit Sport-Übertragungen vor.
Der Marktführer ist sich seiner Stärke bewusst und erteilt Bündelangeboten mit anderen Diensten, zu denen Rivalen greifen, eine Absage: Man sei bereits alleine eine populäre Adresse für Fernsehunterhaltung. Einen Vorteil für sich sieht Netflix auch darin, dass Filme und Serien in verschiedenen Ländern produziert werden. Sie erreichten sehr hohe Zuschauerzahlen in den Heimatmärkten – und werden mitunter zu internationalen Hits. Ein Paradebeispiel dafür ist die südkoreanische Serie „Squid Game“, von der es in diesem Jahr eine zweite Staffel geben soll.
ANDREJ SOKOLOW