Die Rückkehr der Rächerin

von Redaktion

In der zweiten „Kleo“-Staffel bei Netflix präsentiert sich die Heldin überraschend emotional

Auf zu neuen Taten: Kleo (Jella Haase) und ihr Ex-Lover Sven (Dimitrij Schaad). © Julia Terjung, Sasha Ostrov/Netflix

Leichen pflastern ihren Weg – eine ehemalige Killerin der Stasi wird in der wilden Wendezeit nach dem Fall der Mauer zur unaufhaltsamen Rächerin – mit dieser Story wurde die schräge Agentenserie „Kleo“ im Jahr2022 zum Hit und eroberte weltweit die Top Ten der nicht-englischsprachigen Netflix-Serien. Die zweite Staffel, zu sehen ab heute im Programm des Streamingdienstes, erzählt die Geschichte der von Jella Haase gespielten Titelheldin jetzt weiter. Erneut ist Kleo Straub auf der Jagd nach einem roten Koffer voller geheimer Dokumente, deren Veröffentlichung die Mächtigen auf beiden Seiten des ehemaligen Eisernen Vorhangs fürchten – doch diesmal geht es auch um Geheimnisse aus Kleos Familie, und die Reise zu ihren Wurzeln wird für die Heldin außerordentlich emotional.

Was geshah bisher? In der ersten Staffel wurde Kleo als kindliche Killermaschine präsentiert, die für die Stasi kaltblütig tötet und abends daheim das „Sandmännchen“ schaut. Doch dann wird sie Opfer einer Intrige und muss ins Gefängnis. Als die realsozialistische Superheldin 1989 nach dem Ende der DDR freikommt, tötet sie die Schuldigen reihenweise – und das mit sehr originellen Methoden, zum Beispiel mit dem eigenhändig extrahierten Gift eines Kugelfischs.

Die ins Groteske übersteigerte Thrillerserie erntete etliche Preise und begeisterte viele Zuschauer. Jella Haases intensives Spiel als verletzlicher Racheengel überzeugte ebenso wie das authentische ostalgische Design. Die Tristesse des Ostblocks wirkte so attraktiv, als habe man Kulissen wie die Stasi-Zentrale mit einem Instagram-Filter versehen.

Eine zweite Staffel war schnell beschlossene Sache, doch für die drei Macher Hanno Hackfort, Bob Konrad und Richard Kropf stellte sich die Frage, wie eine Fortsetzung aussehen könnte. Bob Konrad: „Natürlich hätte Kleo jetzt einfach weiter auf der Suche nach dem roten Koffer rumlaufen und sich an weiteren Menschen rächen können. Aber das kannte man ja schon.“

Weil sie sich unsicher waren, hakten die drei auf der Suche nach Inspiration sogar im Freundeskreis nach. Und kamen zu dem Ergebnis, dass viele Fans gerne mehr wüssten über Kleos Charakter und Hintergrund, denn in der ersten Staffel blieb sie weitgehend im Dunklen. Die sechs neuen Folgen zeigen sie nun deutlich nachdenklicher und emotionaler als bisher. Immer wieder hat Kleo Flashbacks in ihre DDR-Kindheit, bevor sie zur Stasi-Killerin umgepolt wurde, und sie versucht, mehr über ihre Vergangenheit herauszufinden. Die mitreißende Dynamik der ersten Staffel mit ihrer brutalen Rachestory bleibt dabei aber auf der Strecke.

Von ihrer eigenen Mutter (Anna Stieblich) erhält Kleo diesmal den Auftrag, den ominösen roten Koffer, dessen Inhalt wohl der neuen Weltordnung nach der Wende im Weg steht, zu zerstören. Bei dem Versuch gerät die Heldin im Trainingsanzug zwischen die Fronten von KGB und CIA. Nachdem ihre Vendetta Kleo in Staffel eins bis in die chilenische Wüste geführt hat, erkundet die Serie diesmal den ehemaligen Ostblock. Eine Mischung aus Technobeats, DDR-Songs sowie jugoslawischer und russischer Musik untermalt die Handlung, die vom Berlin anno 1990 bis nach Belgrad und Moskau reicht.

Die Kulissen sind erneut sorgfältig gewählt, vom Berliner Olympiastadion, wo gleich zu Beginn eine Diplomatenlimousine fotogen explodiert, bis zum berühmten „Genex“-Turm in Belgrad, einem Paradebeispiel kommunistischer Monumentalarchitektur. Und es gibt ein Wiedersehen mit bekannten Gesichtern, darunter der verpeilte westdeutsche Raver Thilo (Julius Feldmeier), Kleos Ex-Lover Sven (Dimitrij Schaad) und sogar Margot Honecker, gespielt von Steffi Kühnert.
CORNELIA WYSTRICHOWSKI

Artikel 2 von 2