„Ich lasse anderen gerne den Vortritt“

von Redaktion

„Tagesschau“-Sprecherin Susanne Daubner präsentiert künftig nicht mehr das „Jugendwort des Jahres“

Herrlicher Lachanfall: Susanne Daubner 2023. © NDR

„Smash“ war im Jahr 2022 das „Jugendwort“. © NDR

Ausgerechnet Susanne Daubner! Das dachte man sich zuletzt gleich zweimal, als die „Tagesschau“-Sprecherin einen ordentlichen (Ende September 2023 nach einer lustigen Überleitung aus dem „Morgenmagazin“) und einen kleineren (vergangene Woche in den „Tagesthemen“ nach einem Missverständnis mit Jessy Wellmer) Lachanfall hatte, während sie die Nachrichten vorlesen sollte. In den Sozialen Netzwerken bekam die 63-Jährige dafür sehr viel positives Feedback. Dass die in aller Regel so hochseriöse ARD-Frau auch mal aus der Rolle fällt, kam einfach sympathisch rüber.

Ähnlich charmant fanden es die allermeisten Zuschauer, als Daubner 2021 erstmals in einem Online-Clip das damalige „Jugendwort des Jahres“ – „Cringe“ (zum Fremdschämen) – präsentierte und es in staatstragendem Ton so erklärte: „,Cringe‘ ist das Gefühl, das Sie haben, wenn ich den folgenden Satz sage: ,Digga, wie fly ist eigentlich die ,Tagesschau‘, wenn sie mit Jugendwörtern flext. Läuft bei dir – ARD.‘“ Auch damals: Begeisterung im Netz, und fortan präsentierte die Hamburgerin Jahr für Jahr die zur Wahl stehenden Begriffe. Damit ist nun leider Schluss. Susanne Daubner will das „Jugendwort des Jahres“ nicht mehr präsentieren.

„Ich würde jetzt gerne auch mal anderen den Vortritt lassen“, sagte sie am Dienstagabend in einem Video auf dem Instagram-Kanal der „Tagesschau“. Wer den Job übernehmen soll, ließ sie offen. „Wenn ihr Vorschläge habt, gebt uns Bescheid.“ Allerdings ließ es sich Daubner, selbst Mutter einer erwachsenen Tochter, nicht nehmen, die zehn heuer zur Wahl stehenden Vorschläge für das „Jugendwort 2024“ noch einmal zu präsentieren. Und am Ende scherzte sie: „Wieso ist eigentlich daubnern nicht dabei?“ Das klinge doch gar nicht schlecht. Herrlich!

Bis Anfang September läuft nun die Abstimmung über die zehn aktuellen Kandidaten, aus denen zunächst drei Favoriten ausgewählt werden müssen. Bis zum 8. Oktober wird dann noch einmal unter den Finalisten gewählt. Das Siegerwort soll am 19. Oktober live auf der Frankfurter Buchmesse verkündet werden. Zur Wahl stehen schon länger genutzte Begriffe wie „Yolo“ („You only live once“) oder die Anrede „Diggah“. Nominiert ist auch „Talahon“: Der arabische Begriff wird abfällig für junge Männer benutzt. Mit dem Wort oder dem Emoji „Schere“ räumen Gamer bei Onlinespielen ihre Niederlage ein. Wer als besonders cool gilt, hat viel „Aura“, erläutert die Sprachjury. „Pyrotechnik“ wurde nominiert, weil der Begriff weit verbreitet sei, um gegen das Feuerwerksverbot im Stadion zu protestieren. „Yurr“ sei US-amerikanischer Slang und meine schlicht eine Bestätigung oder stehe für die Frage „Was geht?“. Aus dem Englischen abgeleitet ist auch der Ausdruck „Hölle nein“, eine Übersetzung von „hell no“. Zudem steht der aus einer Fernsehsendung bekannte Satz „Nein Pascal, ich denke nicht“ zur Wahl, eine kreative Art, um „Nein“ zu sagen. Und das arabische Wort für Bruder, „Akh“, wird als Anrede für einen Freund verwendet. Im vergangenen Jahr gewann „goofy“ (lächerliche Person).

Das „Jugendwort des Jahres“ gibt es seit 2008. Zuletzt organisierten junge Instagrammer als Gegenbewegung die Wahl zum „Boomerwort des Jahres“, um sich über Begriffe der Babyboomer-Generation lustig zu machen. Gewinner waren „Sportsfreund“ und „Papperlapapp“.
STEFANIE THYSSEN (MIT EPD)

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