Feingeistig und scharfzüngig: Richard Rogler (1949-2024) prägte die deutsche Kabarettszene nicht nur mit seinem „heiligen Zorn“. © Jörg Carstensen/dpa
„Mit dem Geist der Machtlosen gegen die Macht der Geistlosen“ war sein Motto. Und Kabarettist Richard Rogler blieb ihm bis zum Schluss treu. Der 74-jährige Adolf-Grimme-Preisträger starb bereits am vergangenen Sonntag in seiner Wahlheimat Köln, wie seine Tochter jetzt bestätigte. Sein Verlust hinterlässt eine klaffende Lücke in der politischen Kabarettszene in Deutschland. Rogler prägte sie über vier Jahrzehnte maßgeblich.
Geboren am 19. September 1949 im fränkischen Selb, wuchs er in einer Arbeiterfamilie auf und entwickelte früh ein großes Interesse für das Theater. Nach dem Abitur und dem Wehrdienst begann er, seiner Passion zu folgen. Er wurde Mitglied der Kinder- und Jugendtheatergruppe „Ömmes & Oimel“, trat später im Kabarett-Duo „Der Wahre Anton“ mit seinem Kollegen Heinrich Pachl auf. Seit 1986 stand er mit Solo-Programmen auf der Bühne und erreichte jahrzehntelang ein großes Publikum in ganz Deutschland. Mehrfach erhielt er den Deutschen Kleinkunstpreis, bis er sich im Jahr 2018 vom Tourbetrieb verabschiedete.
Im Fernsehen wurde er zu einem der bekanntesten Gesichter des politischen Kabaretts. Zeitweise moderierte er die Reihe „Mitternachtsspitzen“ und gehörte zum „Scheibenwischer“-Ensemble. Die Sendungen „Nachschlag“ (ARD), „Roglers rasendes Kabarett“ (SR) und „Roglers Freiheit“ (3sat) boten dem blitzgescheiten Künstler die Bühne für seine scharfzüngigen Kommentare. Besonders das Thema Freiheit hatte es dem Oberfranken angetan. „Gesetze einhalten kann jeder, aber die Freiheit aushalten… das ist ein täglicher Kampf“, stellte er in seinem Programm fest. Heftig und pointiert habe Rogler seine Meinung zum Besten gegeben, erinnert sich sein KabarettKollege Wilfried Schmickler, der ihn als „riesiges Vorbild“ würdigt. Roglers Bühnenprogramm sei „eine Art Erweckungserlebnis“ gewesen. Sein schnoddriger Humor und seine große Kraft, Dinge vorzutragen hätten ihn fasziniert, sagt der 69-Jährige. „Er hat mich und viele andere Kabarettisten nachhaltig beeinflusst.“
2014 wurde Richard Rogler mit dem Bayerischen Kabarettpreis geehrt. Zudem war er Honorarprofessor für Kabarett an der Universität der Künste in Berlin, der erste seines Faches. Er habe es wie kein Zweiter verstanden, „mit unbändiger Energie, Schauspielkunst, heiligem Zorn und tiefer Liebe zu seinen Figuren Schauspiel und Kabarett, großes Welttheater und Kleinkunst, politische Aktualität und menschliche Abgründe zu einer völlig neuen Form zu verweben“, heißt es im liebevollen Nachruf seiner Familie, die sich mit diesen Worten in einer Traueranzeige von Richard Rogler verabschiedet.
AKI/DPA