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von Redaktion

Die Arte-Dokumentation „Burn, Baby, Burn!“ blickt zurück auf Aerobic, die Trendsportart der Achtzigerjahre

Pionierin des Aerobic: US-Schauspielerin Jane Fonda, hier im Jahr 1983. © Susan Ragan

Spaß, gute Musik und eine bewegliche Hüfte – mehr brauchte man nicht für Aerobic. Größen wie Tina Turner, Cher, Mick Jagger und Freddie Mercury tanzten in den Achtzigerjahren im bunten Gymnastikanzug. Doch als legendärste Vertreterin der sportlichen Mode jener Zeit gilt Jane Fonda, heute 86. Die Arte-Dokumentation „Burn, Baby, Burn!“, die heute um 23.05 Uhr zu sehen ist, zeigt den Einfluss der Schauspielerin und was hinter dem einstigen Trendsport steckt.

Der Name Aerobic stammt aus dem Astronautentraining. Einige der Übungen, die die Ausdauer stärken sollten, galten damals als „unanständig und riskant“, berichtet die Tochter einer Pionierin. Emanzipation und Sport gehörten laut den Aerobic-Stars der ersten Stunde in dieser Zeit zusammen. Als Zeichen der Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung der Frauen galten auch die flippigen, schimmernden und hautengen Trikots.

Zu den europäischen Aerobic-Stars gehören unter anderen Véronique de Villèle und Debbie Moore, die zu Unternehmerinnen wurden. Sie ließen mit ihren Studios die Welle aus den USA etwa nach London und Paris schwappen. Durch Berlin und andere Städte tourte die amerikanische Schauspielerin und Aerobic-Ikone Sydne Rome. Sie kann sich noch gut an die Anfänge der Bewegung in Deutschland erinnern. „Die deutschen Frauen waren wirklich stark. Das Einzige, was für mich schwer war: Sie wollten dauernd die Fenster öffnen und mitten im Januar noch frische Luft haben“, berichtet die heute 73-Jährige im Film von Marieke Schroeder. Doch die Deutschen hätten Aerobic mehr geliebt als jedes andere Land.

Frauen jeden Alters wurden durch den Trend dazu inspiriert, aktiv zu werden und Sport zu treiben. Die charakteristische Aerobic-Musik prägte eine ganze Dekade und passte zum Disco-Zeitalter. „Nie mehr als 160 Schläge pro Minute“, erinnert sich Rome in der Doku. „Die Musik motiviert wie in der Disco, da tanzt jeder. Das war eines der großen Geheimnisse für den Erfolg von Aerobic.“ Auch heute noch spielt Musik eine wichtige Rolle bei der Fitness, etwa beim Zumba und anderen Workouts.

In den Neunzigern wurde Aerobic von einer Gegenbewegung abgelöst, bei der es eher kontemplativ zuging – Yoga. Frauen konnten nun aufatmen und durften sanft mit ihrem Körper umgehen. Vorerst. Jane Fonda, die einstige Aerobic-Vortänzerin, zog knapp 30 Jahre nach dem Boom ihrer ersten Videos für die Kamera wieder Sportsachen an. Mit über 70 Jahren brachte sie zwei Trainings-DVDs auf den Markt.
ALEKSANDRA BAKMAZ

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