Heute ist er selbst die Nachricht

von Redaktion

Nach 32 Jahren nimmt Peter Kloeppel Abschied als Anchorman von „RTL aktuell“

Die Anfänge: Kloeppel als junger Reporter. © RTL

Das Gesicht der RTL-News: Peter Kloeppel. Heute präsentiert er die Sendung zum letzten Mal. © Oliver Berg

Nicht weniger als 30 Jahre war er das Gesicht von „RTL aktuell“, heute verabschiedet sich Chefmoderator Peter Kloeppel aus dem Nachrichtenstudio des Kölner Privatsenders, dem er wohl wie kein Zweiter Seriosität im umkämpften News-Genre verliehen hat. Und beschwört aus diesem Anlass die Wichtigkeit der aktuellen Information auch im Fernsehen des digitalen Zeitalters. Auf sie wollten die Menschen auch in Zukunft nicht verzichten. „Es wird immer ein Bedürfnis nach Information geben“, sagte Kloeppel dem Evangelischen Pressedienst in einem Interview. „Ich weiß aus Gesprächen mit unseren Zuschauerinnen und Zuschauern, dass sie informiert werden wollen aus verlässlichen Quellen und dass sie kompakt und zusammenfassend Einordnungen bekommen möchten.“

Die Nachrichtensendungen im Fernsehen stünden in Konkurrenz „mit Plattformen, die schneller sind“, sagte der 65-Jährige: „Aber dann müssen wir halt unsere Stärken ausspielen.“ Es gelte die alte Journalistenregel: „Wenn der andere schneller ist, musst du besser sein.“ Die Redaktion wisse, dass die Menschen tagsüber mit vielen Informationen versorgt werden, es gebe aber auch viele, die zwar mitbekommen hätten, dass etwas passiert ist, aber abends mehr Informationen suchten: „Wir wissen, die Menschen schalten unsere Sendung um 18.45 Uhr ein, weil sie mehr erfahren wollen.“

Er selbst informiere sich kaum noch über die X (früher Twitter), so Kloeppel, die Plattform habe „ihren Zenit überschritten“. Er brauche die sozialen Netzwerke auch nicht, „um zu entscheiden, wie unsere Nachrichtensendung aussehen sollte“. Zwar beobachte die Redaktion, welche Themen online trenden, das sei aber nur eine Art Kontrollinstrument. „Wir wissen selbst, dass die Absage eines Taylor-Swift-Konzerts wegen Anschlagsplänen ein Thema ist, genauso wie der Vormarsch der ukrainischen Truppen auf russisches Staatsgebiet.“

Wenn Themen in den Sozialen Netzwerken kontrovers diskutiert würden, überprüfe die Redaktion erst einmal die Relevanz, sagte Kloeppel. Gegebenenfalls suche sie dann „einen Ansatz, um konstruktiv etwas zuzuliefern. Aber wir springen nicht auf ein Empörungsthema auf, weil wir wissen, dass das klickt. Wir wollen Fakten liefern und nicht Emotionen befördern. Von einer Nachrichtensendung erwarte ich, dass sie den zivilen Dialog befördert und nicht die Mechanismen der Empörungswelt bestätigt.“

Der gebürtige Frankfurter arbeitete ab Ende der Achtzigerjahre Jahre zunächst im Studio Bonn für RTL plus, wie RTL damals hieß. Später ging er für den jungen Sender als Korrespondent in die USA, 1992 wurde er zum Chefmoderator von „RTL aktuell“ ernannt. Von 2004 bis 2014 war er zugleich Chefredakteur von RTL. Mit der Gründung der sendereigenen Journalistenschule machte er sich auch um die Nachwuchs verdient.

Am 11. September 2001, dem Tag der Anschläge auf das World Trade Center in New York, präsentierte sich Kloeppel auf Augenhöhe mit den Nachrichtenmachern von ARD und ZDF. Dafür gab es 2002 den Grimme-Preis. „Er vermittelt, was passiert, er reportiert, er interviewt, präsentiert die Nachrichten letzter Stand, er verknüpft, fasst zusammen“, hieß es in der Begründung der Jury: „Ein durch und durch professioneller Anchorman bei der Arbeit, bei Aufbereitung, Begleitung und Verarbeitung des 11. September. Auf den Terror im Superlativ folgt kein Superlativ der Reaktion.“

Nicht die einzige Auszeichnung, Kloeppel durfte unter anderem auch den Bayerischen Fernsehpreis, den Telestar und den Bambi entgegennehmen. Im Oktober wird er mit dem Sonderpreis des Robert Geisendörfer Preises geehrt.
DIEMUT ROETHER

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