Genau 15 Quizfragen, ein eloquenter Moderator und die Möglichkeit, mit ein paar richtigen Antworten schnell reich zu werden – Günther Jauchs „Wer wird Millionär?“ gehört zu den bekanntesten Fernsehsendungen überhaupt. Heuer wird das Format, das am 3. September 1999 zum ersten Mal lief, 25 Jahre alt. Und um Feierstimmung aufkommen zu lassen, verdreifacht RTL zum Jubiläum für ein paar Tage den Höchstgewinn. In der „Drei-Millionen-Euro-Woche“ spielen die Kandidaten ab Montag an vier Abenden hintereinander um die titelgebende Summe.
Erste Kandidatin war 1999 eine gewisse Tanja Ortmann aus Aachen, ihre erste Frage war, wie das Sprichwort „Besser den Spatz in der Hand als die Taube auf dem…?“ weitergeht – die Antwortmöglichkeiten waren A: Sofa, B: Klo, C: Grill oder D: Dach. Ortmann gab die richtige Antwort „Dach“, am Ende strich sie 8000 Mark ein. Erst ein gutes Jahr später gab es den ersten Hauptgewinner, der Hochschulprofessor Eckhard Freise kassierte die Million.
Annähernd 1600 Folgen des modernen Klassikers flimmerten bislang über den Bildschirm. Der heute 68 Jahre alte Günther Jauch war beim Start der Sendung gerade mal 43 – er betont in seinen seltenen Interviews aber regelmäßig, dass ihm nach all der Zeit keineswegs die Lust auf „WWM“ ausgehe, ungeachtet der Tatsache, dass die Show in marginalen Variationen immer wieder denselben Ablauf wiederholt. Im Gegenteil – das stets unverändert gebliebene Prinzip der Quizshow, dass man es mit 15 Fragen und einigen Jokern zur Million schaffen kann, hat in seinen Augen eine „fast schon geniale Einfachheit“.
Die Kritiker waren nach dem Start zunächst skeptisch. „Ein bisschen wie an Kindergeburtstagen bei ‚Stadt, Land, Fluss‘. Nur nicht so anspruchsvoll“ sei die Show, ätzte einer nach der Premiere. Auch die Quote war mäßig, nur 3,7 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer sahen die erste Sendung an einem Freitagabend. Doch RTL hatte den Start des neuen Formats geschickt programmiert. Als „Marathon“ lief die Quizshow an vier aufeinanderfolgenden Abenden von Freitag bis Montag. Am Wochenende bewegten sich die Quoten weiterhin im Mittelfeld, am Montagabend jedoch sprangen sie auf 7,6 Millionen Zuschauer. Ein echter Erfolg. Gleich am nächsten Tag wurde die Fortsetzung der Show angekündigt. „Wer wird Millionär?“ war gekommen, um zu bleiben.
Rasch wurde klar, dass der wahre Charme der Sendung nicht im Niveau ihrer ersten Fragen liegt. „Es ist eigentlich fast eine Talkshow, in der nebenbei Quizfragen beantwortet werden“, erklärt der Medienwissenschaftler Christian Richter. Dabei war auch Moderator Jauch zunächst nicht bei allen gut weg gekommen. Er sei mit „keinerlei Sinn für Timing gesegnet“ und agiere „einfach nicht gemein genug“, schrieben „Frankfurter Rundschau“ und „Südkurier“ nach den ersten Sendungen.
Das mag am Vergleich mit seinem britischen Kollegen Chris Tarrant gelegen haben, der das Originalformat „Who wants to be a Millionaire?“ seit 1998 beim Privatsender ITV moderierte. Tarrant war dafür bekannt, die Kandidaten mit fiesen Fragen aus dem Konzept zu bringen. Jauch wählte einen subtileren Ansatz, half manchmal ein wenig und schuf so eine Atmosphäre, in der auch sein Gegenüber seine Persönlichkeit entfalten konnte.
Die von gegenseitigem Respekt geprägte Beziehung zwischen Moderator und Kandidat oder Kandidatin ist aus der deutschen Ausgabe nicht mehr wegzudenken, immer wieder gab es darüber hinaus aber auch besonders bizarre Auftritte, die für Schlagzeilen sorgten. Unvergessen ist beispielsweise Hape Kerkelings Auftritt als sein Alter Ego Horst Schlämmer, bei dem er mit dem Moderator den Platz tauschte und Brüderschaft trank, und Waldemar Hartmanns bodenlose Blamage, als der Sportjournalist eine eher simple Fußballfrage falsch beantwortete. Im Jahr 2002 sorgte der – später widerlegte – Verdacht für Wirbel, ein Kandidat habe sich von einem Komplizen im Publikum mit gezieltem Husten die richtige Antwort signalisieren lassen.
Den höchsten Marktanteil ihrer Geschichte erzielte die Show mit einem Prominentenspecial am 28. Mai 2001 – sage und schreibe 14,22 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer. Von solchen Rekorden können die Macher heute zwar nur noch träumen, dennoch ist die Sendung eine feste Bank im RTL-Programm. Sie schaffte es mit Begriffen wie „Telefonjoker“, „Publikumsjoker“ und „Fifty-fifty-Joker“ sogar in den Duden.
C. WYSTRICHOWSKI
„Wer wird Millionär?“
ist ab Montag, 2. September, täglich um 20.15 Uhr bei RTL
zu sehen.