Sven Voss führt durch das neue Format. © Marcus von Kleist/ZDF
Ein Hauch von „Babylon Berlin“: Stephan Grossmann als Berliner Ermittler Ernst Gennat, der den Täter im Fall Dora Perske am Ende überführen könnte. © Jens Boeck
Sie ist längst ein ZDF-Klassiker – die Sendung „Aktenzeichen XY – ungelöst“, seit 1967 im Programm und noch immer viel gesehen. In den vergangenen Jahren bekam das Format mehrere Varianten wie „Aktenzeichen XY – Vermisst“, „Aktenzeichen XY – gelöst“ und „Aktenzeichen XY – Cold Cases“. Nun nehmen sich die Macher von Deutschlands erfolgreichstem True-Crime-Format uralte Kriminalakten vor. Heute läuft – in zwei Folgen hintereinander – erstmals „XY History“ mit Moderator Sven Voss.
Einordnungen aus heutiger Perspektive und Spielszenen – wie beim Ur-Format – wechseln sich auch in „XY History“ ab. In der ersten Folge geht es um einen Fall aus der Zeit der Weimarer Republik. „Im Dezember 1927, kurz vor Weihnachten, macht sich die gut situierte 21-jährige Fleischertocher Dora Perske auf den Weg zu Verwandten“, erläutert der Mainzer Sender. „Als der Zug pünktlich eine Stunde später Berlin-Friedrichshagen erreicht, findet man sie schwer verletzt in einer Blutlache liegend. Ein Krankenwagen bringt sie in die Charité, doch sie stirbt wenig später.“
Besondere Vernehmung entlarvt den Täter
Ernst Gennat (Stephan Grossmann) untersucht den Fall, immer an seiner Seite Sekretärin Trudchen Steiner (Marina Lötschert) – Szenen, die entfernt an die ARD-Serie „Babylon Berlin“ erinnern. Gennat ist der erste Mordermittler Deutschlands. Den Täter wird der geniale Ermittler später durch seine besondere Form der Vernehmung überführen.
„Gennat gilt bis heute als Koryphäe in der deutschen Kriminalgeschichte“, so das ZDF. „Bis in die Zwanzigerjahre gab es bei der Polizei kein Morddezernat, keine standardisierten Verhörprotokolle und keine Obduktionsberichte. Als Kommissar straffte und strukturierte der sogenannte ,Buddha vom Alex‘, der nicht nur in seinem Metier ein echtes Schwergewicht war, die Ermittlungsmethoden und erreichte eine überdurchschnittlich hohe Aufklärungsquote.“
„XY History“ zeigt, wie Gennat die Kriminalistik revolutioniert hat. Moderator Sven Voss ist im heutigen Berlin unterwegs und zu Gast bei Sebastian Kraus, Chef aller Berliner Mordkommissionen. Der erläutert, welche Rolle Gennats Methoden noch immer für die Ermittlungsarbeit spielen.
Im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen verschafft man Voss einen einzigartigen Einblick in erst im vergangenen Jahr wiederentdeckte Akten zu einem besonders spektakulären Vorkriegsfall. Dort liegen unter anderem Briefe des sogenannten „Vampirs von Düsseldorf“ – einem der berüchtigtsten deutschen Serientäter, Peter Kürten (1883–1931), der wegen neunfachen Mordes zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde.
Auch in diesem Fall gehörte Ernst Gennat (1880–1939) zu den Ermittlern. „So entstand das erste bekannte Täterprofil der Kriminalgeschichte und Gennat prägte den Begriff ,Serienmörder‘“, erläuterte das ZDF. In der zweiten Folge geht es um Werner Gladow, Chef einer Bande, die in der frühen Nachkriegszeit in Berlin zahlreiche Raubüberfälle verübte.
CHRISTOF BOCK
„XY History“
ist in zwei Folgen heute um 20.15 Uhr und um 21 Uhr im ZDF zu sehen.