TV-TIPP

In diesem „Tatort“ ist Musik drin

von Redaktion

Zum Auftakt nach der Sommerpause ermitteln die Wiener Kommissare im Rapper-Milieu

Traumhaftes Rap-Battle: Der Fall verfolgt die Kommissare Fellner (Adele Neuhauser Mi.) und Eisner (Harald Krassnitzer, re.) bis in ihre Träume. © ORF

Endlich! Die Sommerpause ist vorbei. Der ARD-„Tatort“ kehrt an diesem Sonntag aus dem Urlaub zurück und hat neue Fälle im Gepäck. Zum Auftakt wagen sich die Wiener Ermittler Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) ins Rapper-Milieu, um einen Mord aufzuklären. Ziemlich fremdes Terrain für die nicht mehr ganz taufrischen Kommissare, die mit „Deine Mutter“ einen Auftaktkrimi servieren, in dem durchaus Musik ist.

Wenn auch eine, mit der die altgedienten Majore zunächst nichts anfangen können. „Das ist ja alles komplett aus der Zeit gefallen. Sexistische Texte, aufgeblasene Muskelkasperl, teure Autos und nennen sich gegenseitig ,Hurensohn‘“, wettert Eisner. Und auch die Bibi ist nicht gerade ein Fan des zornigen Sprechgesangs. Das hat sie übrigens mit Adele Neuhauser gemein. Ihre TV-Figur könne „diese Musik kaum ertragen, ebenso wie ich persönlich“, sagt die Schauspielerin im ARD-Interview. Doch diese Fremdheit wird im „Tatort“ aus Österreich, den das Erste um 20.15 Uhr zeigt, zum großen Pluspunkt.

Einer der Stars dieser Musikszene ist Ted Candy – in der Rolle hat der österreichische Rapper Aleksandar Simonovski alias Jugo Ürdens sein Film-Debüt. Candy wird nach einem Konzert erschlagen in einer Wiener Tiefgarage gefunden. Der Verdacht fällt auf den Manager seines Labels, Akman 47 Onur (Murat Seven). Der Rapper wollte angeblich den Produzenten wechseln. Ein Mord aus Wut über diesen Schritt? Oder war der öffentliche Streit zwischen Musiker und Manager doch nur Schmierentheater, das den Umsatz ankurbeln sollte? Spielte die Homosexualität des Opfers und sein vor den Fans geheim gehaltenes Liebesleben eine Rolle? Auch aus der Vergangenheit der traurig-lasziven Mutter des Toten (Edita Malovcic) ergeben sich Spuren, die das Ermittler-Duo zum Täter führen könnten.

Regisseurin Mirjam Unger kennt die Hip-Hop-Szene aus dem Effeff. Das tut der Inszenierung gut. Die ehemalige Musik-Journalistin weiß um die Vielfalt und die Bedeutung der Szene. Die „Protagonistinnen und Protagonisten sind Stars mit den unterschiedlichsten Stilen, Attitüden und Haltungen.“ Die Bilder aus einem seit den Neunzigerjahren bekannten Wiener Musikclub wirken auch deshalb authentisch, weil neben Jugo Ürdens auch der österreichische Indie-Star Kiara Hollatko alias Keke und der deutsche Rapper Francis Ayozieuwa alias Frayo 47 auftreten. Letzterer verkörpert den Nachwuchs-Rapper Bashir Ahmadi.

Alle Musiker sollten und wollten mitspielen. „Also haben wir ihnen in Crashkursen vermittelt, was es bedeutet, vor der Kamera zu stehen“, sagt Unger. Der Filmemacherin gelingt mit „Deine Mutter“ ein klischeefreier Krimi, der Lust auf die neue Saison macht.
MATTHIAS RÖDER/AKI

Artikel 2 von 3